75 Jahre "Luv-up" Jemgum - Ein Rückblick
1912 - Der "Luv-up" wird gegründet.
1913
Am 24. August 1913 findet die erste Regatta statt. Es starten vor Jemgum 4 Motorboote, 6 Ruderboote und 19 Segelboote. Teilnehmer aus Oldersum, Emden, Leer, Weener, Soltborg, Midlum, Ditzum und Jemgum haben sich zu diesem ersten großen sportlichen Ereignis in Jemgum getroffen.
Der junge Segelverein "Luv-up" konnte mit seiner ersten Regatta vollauf zufrieden sein. Leider sollte diese erste Regatta für lange Zeit die letzte gewesen sein. Der politische Mord in Sarajewo löste den ersten Weltkrieg aus. Kriegserklärungen wurden in der Welt überreicht, und die Männer wurden "zu den Waffen" gerufen. So wurde dem Segelsport in Jemgum wie überall ein plötzliches Ende gesetzt.
Als nach fünf Jahren der Krieg beendet war, dachte wohl kaum jemand in Jemgum daran, auf der Ems zu segeln. Die wirtschaftliche Not, die Inflation mit all ihren Auswirkungen stellten die Menschen vor andere Aufgaben. Der Verein wollte zunächst nicht wieder aufleben.
Doch waren nicht nur die Nachkriegswirren ein Grund für das völlige "Abflauen" des Vereinslebens. Ein tragischer Unglücksfall, der hier nicht unerwähnt bleiben soll, war wohl sehr mit ausschlaggebend. Im Jahre 1915 kenterten vier Mann mit einem Segelboot auf der Rückfahrt von Oldersum nach Jemgum. Alle fanden den "nassen Tod" in den Fluten der Ems. Es hat Jahre gedauert, bis der Verein sich von diesem Schlag erholt hatte.
Möge jedes Vereinsmitglied in ganzer Verantwortung für sein eigenes Leben und das Leben des anderen dafür Sorge tragen, daß ein Unglück wie 1915 sich nie wiederholt.
1936 - "Luv-up" zu neuem Leben erweckt.
Bis zum Jahre 1936 dauerte der Dornröschenschlaf unseres Vereins. Am 15. und 16. August 1936 - also kurz vor dem 23. Geburtstag des Vereins -wurde vor Jemgum wieder eine Regatta gefahren. Einige begeisterte Segler hatten Boote beschafft und mit dem Segelsport auf der Ems vor Jemgum begonnen. Auswärtige Segler kamen bald gerne nach Jemgum, so daß in den nächsten Jahren gut besuchte Regatten in Jemgum abgehalten wurden.
Auch unsere Segler nahmen in dieser Zeit an auswärtigen Regatten teil, und manches Boot kam mit einem Siegerpokal in den Hafen zurück.
Der zweite Weltkrieg wurde dem Segelverein "Luv-up" erneut zum Verhängnis. Die meisten der männlichen Mitglieder wurden eingezogen, viele kehrten nicht wieder in die Heimat zurück.
Not und Elend nach dem Kriege stellten zunächst alle vor die Aufgabe, das Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Zehn Jahre gingen ins Land, bevor der Verein sich wieder regte.
1955 - Es wird wieder gesegelt.
Am 28. September 1955 trafen sich verschiedene Interessenten und frühere Mitglieder des Wassersportvereins "Luv-up" in Jemgum zu einer Neugründung des Vereins. Der damalige Vorsitzende, Heinrich Meyer, hatte zu dieser Versammlung eingeladen.
22 Herren waren erschienen. Ihnen wurden die Satzungen zur Aussprache vorgelegt. Noch am selben Abend wurde durch Wahl ein Vorstand gebildet, die Satzungen wurden genehmigt und unterschrieben. Der dritte Abschnitt im Leben unseres 75-jährigen Vereins nahm damals mit 22 Mitgliedern seinen neuen Anfang.
Die vom Wassersport begeisterten Kräfte begannen sich erneut zu regen. Die ersten Boote wurden angeschafft, ein Anleger wurde gebaut. Viele Jugendliche verschrieben sich dem Wassersport, so daß die "alten Herren" zusammen mit der Jugend in echter Sportkameradschaft schon im Jahre 1956 die erste Regatta veranstalten konnten. Der Bootsbestand wuchs von Jahr zu Jahr. Immer mehr weiße Segel schmückten die Ems vor Jemgum.
"Wasser hat keine Balken" sagt der Volksmund. Wasser ist nun einmal das Element des Segelsports. Wind und Wetter fordern Kraft und Ausdauer vom Wassersportler. Dazu sind viele Kenntnisse erforderlich. Der Segler muß mit einer Seekarte umgehen können, er muß die Seezeichen kennen und die Ausweichregeln auf unseren Wasserstraßen beherrschen. Lichterführung, Sturmsignale und der Umgang mit all den vielen Dingen, die nun einmal zum Schiff gehören, sind Voraussetzung für die Sicherheit auf dem Wasser.
Im Jahre 1960 hat der WSV "Luv-up" damit begonnen, in den Wintermonaten Vorbereitungslehrgänge zur Erlangung der A- und B-Scheine durchzuführen.
Dabei wurde besonders daran gedacht, die Nachwuchssegler auszubilden. Jeder junge Segler muß erfahren, daß nur eine gründliche Ausbildung im Segeln und eine gute Kenntnis der Segelreviere Sicherheit auf dem Wasser gewährleisten.
Als zu Beginn des Jahres 1962 die ersten Segler mit der Frühjahrsüberholung ihrer Boote beginnen wollten, brachte die Sturmflut vom Freitag auf den Sonnabend des 16. und 17. Februar neue unvorhergesehene Aufgaben. Durch die Hochwasserkatastrophe wurde das Clubhaus schwer getroffen. Eine Stätte der Verwüstung blieb nach Rückgang des Wassers zurück. Ein großer Teil des Inventars bahnte sich einen Weg durch die vom Druck des Wassers geöffneten Fenster und trieb ab. Der durch mühevolle Gemeinschaftsarbeit errichtete Steg wurde ein Opfer der Sturmflut.
Die Mitglieder des WSV "Luv-up" beschlossen, einen neuen Anleger zu bauen. Das Hauptwerk war der Bau einer festen Segelkaje an der Außen-muhde des Hafens. Haltepfähle mußten gerammt werden, eine Spundwand wurde gebaut. Baggerarbeiten waren erforderlich. Große Erdmassen mußten bewegt werden. Am 20. Juni 1962 konnte der neue Bootsanleger eingeweiht werden. Ein schönes Stück Kameradschaftsarbeit war geleistet worden. Unzählige freiwillige Arbeitsstunden, viele Sachspenden und Geldspenden von Mitgliedern und Gönnern des Vereins, Zuschüsse vom Bund, vom Land Niedersachsen, vom Kreis Leer, von der Gemeinde Jemgum und vom Kreissportbund machten den Bau dieser Anlage möglich. Im selben Jahr wurde noch das Clubhaus durch einen Jugendraum erweitert.
Im Jahre 1975 erwarb der Verein das Gelände an der Südseite der Muhde, so daß durch den Bau eines festen Steges zusätzliche Liegeplätze geschaffen werden konnten.
1987 wurde das Clubhaus aufgestockt. Dadurch wurde nunmehr ein hochwassersicherer Raum geschaffen.
Man könnte noch lange erzählen vom Schicksal eines Vereins, der 75 Lenze zählt, der durch die Wirren der Zeit nach jedem "Einschlafen" wieder zu neuem Leben erweckt worden ist, und der sich vielleicht deshalb trotz seiner 75 sehr jung fühlt. 75 Jahre "Luv-up" Jemgum. Seine Vergangenheit gleicht dem Wasser an unserer Küste: kraftvoll und unstetig, ein Auf und Ab nach dem ewigen Gesetz der Gezeiten, wilde Strömungen über Untiefen und Sandbänke und dazu eine frische Brise.
In der Hoffnung, daß auch in Zukunft dem 75-jährigen WSV "Luv-up" gutes Wetter beschieden sein möge, sei dem Jubilar zugerufen:
"Goode Wind" für weitere Jahre!