Reiseberichte
Im Frühjahr 2012 erzählte uns (der Jollengruppe des Luv up Jemgum) Rainer von dem Event, „Nautic Youngstars“. Das einzige Problem, so Rainer, sei dass es an am Gallimarkts-Wochenende stattfinden würde. Es handelt sich um eine viertägige Veranstaltung mit Regatta für Nachwuchssegler, die unter Aufsicht eines Erwachsenen segeln. Die Idee stammt von dem heute 23 Jahre alten Felix Schwarz, der das Projekt schon als Azubi vor drei Jahren ins Leben gerufen hat. Dabei dürfen nur maximal zwei Crewmitglieder über 23 Jahre alt sein.
Recht zügig fanden sich Interessenten, so dass Britta, unsere Jugendwartin, sich um zwei Schiffe bemühte. Am Donnerstag, den 11.Oktober sollte der „Check-In“ sein.
Wir bekamen eine Sun Odyssey 30i und eine Oceanis 31 zugeteilt. Schnell standen auch die Crews und die Jugendskipper fest.
Auf der Sun Odyssey sollten Rainer Lübben(43), Jasmin Markus(16), Gertje Bruhns(15) und Nils van Ohlen(16) segeln. Auf der Oceanis segelten Peter Rösing(47), Klaas Janssen(16), Jan Erhartz(16), Harmannus Bruhns(15) und Ubbo Rösing(16). Henning Heikens (23) und ich, Paul Jankuhn (16) wurden gebeten uns unterschiedlichen Teams anzuschließen. Auch uns fiel die Entscheidung nicht schwer. Ich weiß zwar nicht warum, es ist mir auch egal. So segelte Henning bei Peter und ich bei Rainer mit. Auf der Oceanis wurde Ubbo und auf der Sun Odyssey wurde ich als Jugendskipper bestimmt.
Es ist schon komisch, je näher das Event rückte, desto aufgeregter wurden alle. Ich empfand es als Tage wie alle anderen. Am Mittwoch jedoch konnte ich einfach nicht einschlafen. Am Tag der Abreise, tauschten wir uns in der Schule schon über unsere Erwartungen und Vorstellungen aus. Meinem Team war es erstmal nur wichtig vor den anderen Luv-uppern ins Ziel zu kommen.
Donnerstagnachmittag ging es dann los. Das bedeutete für uns: kein Nachmittagsunterricht!! Nach gefühlten 20km kam schon der Stau. Deswegen wollten wir runter von der Autobahn und rein nach Bremen, um diesen zu umfahren. Doch innerstädtisch stand auch alles. Insgesamt haben wir dann 7 Stunden bis nach Heiligenhafen gebraucht. Ich glaube so gut, wie nach diesem Tag habe ich schon lange nicht mehr geschlafen.
Früh am Morgen (für meine Verhältnisse, also so gegen 8:30 Uhr) wurden wir von Peter geweckt. „Wir seien spät dran zum Frühstücken“, meinte er. Nach dem Frühstück wurden dann noch Getränke gebunkert. Nach der verspäteten Übergabe, die wir „Kinder“ durchführen sollten und dem Kapitänsmeeting (Steuermannsbesprechung) für den nächsten Tag, hieß es endlich „Leinen los“ und raus.
Draußen mussten wir bei 5-6 bft die Segel reffen, da das Schiff trotz vollem Anschlag mit dem Ruder extrem gierte. Es war sehr kalt und ich glaube alle, bis auf Rainer haben gefroren. (Hier möchte ich meiner Mama danken, die mir heimlich einen Long-John eingesteckt hatte). Trotz Kälte und teilweiser Nässe hatten doch alle Spaß. Warmes Essen konnte leider wegen des Wellenganges nicht zubereitet werden, sodass wir uns auf kleine Snacks beschränken mussten, die aber in großer Menge vorhanden waren. An diesem Tag haben wir „nur“ ein paar Wenden und das Führen des Schiffes trainiert. Am Abend gab es erst etwas zu essen und dann eine „After-Trainingsparty“, d.h.: Musik und etwas zu trinken.
Der nächste Tag war, wie erwartet der beste und aufregendste, bei strahlendem Sonnenschein legten wir eine Stunde vorm Start ab.Der erste Start war um ca.09:30, wir hatten Wind aus SW bis W, mit 5-6 bft. Das hieß, wir mussten zunächst am Wind hoch zur ersten Tonne und dann mit achterlichem zur zweiten, anschließend kreuzen zur dritten und dann wieder mit achterlichem durchs Ziel.
Den Start ist Rainer gefahren, da das Feld relativ dicht war und er ungern die 2.000 € Kaution verlieren wollte. Es war die richtige Entscheidung, denn trotz mehreren Luv-Kämpfen, waren wir im ersten Drittel an der Tonne. Auf dem Vorm- Wind-Kurs habe ich dann übernommen und hab die Segel ausreffen lassen. Wir machten noch ein paar Plätze wett. Dann mussten wir schifften, um am Fass keine Halse fahren zu müssen. Nach der zweiten Tonne sind wir recht weit unter Land gekommen. Das war unser Fehler und so verloren wir ein oder zwei Plätze.
In der ersten Runde ersegelten wir mit einer Zeit von 02:15:22 gesegelt, berechnet 02:11:25 den 14. Platz, obwohl wir mindestens einen Fuß kürzer waren als die anderen. In unserer Klasse waren 32 Schiffe von 30-42 Fuß. Die anderen Luv-Upper, hatten eine Zeit von 02:29:41, berechnet 02:19:53 und den 19. Platz
Den zweiten Start bin ich gefahren und habe an der ersten Tonne an Rainer übergeben. Insgesamt lief es, trotz des nicht allzu guten Starts besser. Der Wind hatte abgeflaut, auf 3-4 bft, aber immer schwächer werdend. Wir hatten eine Zeit von 02:17:41, berechnet 02:09:53 und damit Platz 9. Die anderen hatten eine Zeit von 02:44:42, berechnet 02:33:56 und Platz 27. Insgesamt ergab sich also für uns der 11. Platz und für die anderen der 23. Platz. Ziel erreicht!!! Als Freudentanz tanzten wir Gangnam Style. Es war sehr lustig und wir hatten beim Einlaufen fast die ganze Zeit ein fettes Grinsen im Gesicht. Das war so gegen 16 Uhr. Abends war dann gegen 22 Uhr die Siegerehrung.
Diesen Abend war die Musik zwar nicht ganz so gut, das war uns aber egal, denn wir hatten uns mit Süddeutschen angefreundet. Dieser Abend wird nicht in Vergessenheit geraten, aber darüber legen wir lieber den Mantel des Schweigens. Eins kann ich euch aber sagen: Es war nicht ansatzweise so cool, wie Luv-Up is hunnert.
Ich möchte mich bei Rainer und Peter bedanken, die das Wochenende geopfert haben, um uns zu hüten und ein großes DANKE bei Felix. Damit schließe ich auch schon und möchte uns nur wünschen, nächstes Jahr wieder dabei sein zu dürfen.
Paul Jankuhn
Im Vorfeld wurden wir immer wieder gefragt: „Segeln mit Kindern? Geht denn das? Ist das nicht langweilig für die Kinder? Ist es nicht zu gefährlich, mit den Kindern nach Litauen, Lettland oder sogar Russland zu segeln?“ Vor der Fahrt waren wir uns natürlich auch nicht vollkommen sicher, aber nun, nach 2.250 sm in 87 Tagen von der Ems aus einmal rund um die Ostsee und zurück ist klar: Fahrtensegeln mit Kindern ist gar kein Problem, wenn man die Kinder mit in die Reise einbezieht und sich richtig vorbereitet.
Zähneputzen muss sein, auch an Bord
Es sollte eine kleine Auszeit für uns als Familie werden. Wir sehen uns aus beruflichen Gründen selten, meist nur am Wochenende und im Urlaub. Diese Zeit nutzen wir zwar sehr intensiv, aber für uns war es ein Traum, einmal einen langen Zeitraum ohne große Verpflichtungen gemeinsam zu verbringen. Wir, das sind meine Frau Susanne, unsere drei Kinder Arne (6), Sven (5) und Helen (1) sowie ich selber. Mit etwa einem Jahr Vorbereitung konnte ich meinen Arbeitgeber zu einem Sabbaticcal bewegen und wir begannen Ende Mai 2009 mit der Planung.
Posteinwurf in Polen für den Kindergarten und Oma und Opa
Die Idee stand relativ schnell fest. Wir wollten mit unserem Boot, einer Unna 31, den Sommer auf der Ostsee verbringen. Dabei sollte nicht ein bestimmtes Ziel im Vordergrund stehen, sondern unser Motto lautete „So weit nach Osten wie möglich“. Dabei wollten wir aber auf keinen Fall zwei Dinge vergessen. Die Kinder sollen auch nach der „Großen Segeltour“ – so haben die beiden Großen Arne und Sven die Reise genannt – noch Spaß am Segeln haben, denn sie sollen ja der künftige Segelnachwuchs sein. Und zweitens wollten auch wir uns erholen und nicht „auf Teufel komm raus“ Meilen abreißen.
Bei der Vorbereitung wurde klar, dass unser nur 9,4 m kurzes Boot für 5 Personen und 3 Monate nicht gerade üppig bemessen ist. Wir wollten aber trotzdem unbedingt mir unserem eigenen Boot losfahren, denn bei dem wissen wir, wie es sich in den verschiedensten Situationen verhält. Außerdem ist es ein unglaublich praktisches Boot mit guten Segeleigenschaften, toller Aufteilung und viel Stauraum. Trotzdem wurde es uns Angst und Bange als wir überlegten, was unbedingt an Bord muss: Windeln und Milchpulver für Helen wurden für fast 2 Monate eingepackt, schließlich war uns nicht klar, was uns in den baltischen Ländern erwarten würde. Außerdem natürlich diverse Medikamente gegen typische Kinderkrankheiten sowie Literatur zur Selbstdiagnose entsprechender Krankheiten. Medikamente und Bücher wurden während der gesamten Reise zum Glück nicht ein einziges Mal benötigt. Viel wichtiger waren: Kinderferngläser, Spielzeug, Malsachen, Bücher, das Aufgabenheft zur Schulvorbereitung für Arne und – ganz wichtig – Kescher, Senke und Schlauchboot. Das Schlauchboot war zwar etwas sperrig, ließ sich aber in den ersten Wochen – als es noch nicht benötigt wurde – gut zwischen Salontisch und –bank verstauen. Dadurch gab es zwar kein Durchkommen unter Deck auf Backbord Seite mehr, aber wen stört das schon?! Viel wichtiger war die Aussicht darauf, dass die Kinder beim Ankern oder in Häfen mit dem Schlauchboot auf Erkundungstour gehen konnten. Alles in allem lässt sich sagen, dass allein die „Ausrüstung“ für die Kinder fast der normalen Menge für 2 Erwachsene im Sommerurlaub ausgemacht hat.
Unsere Kinder sind immer an den
Schwimmwesten zu erkennen
Und auch für die Erwachsenen kamen noch einige Dinge an Bord, neben den vielen Stapeln an Seekarten und Handbüchern wurde die „normale“ Ausrüstung noch um eine Sturmfock, Seenotsignalmittel, Bilgepumpe, ein Handfunkgerät (zusätzlich zum fest eingebauten Gerät), 35 Liter Diesel in Kanistern, einen Bojenfänger (der auf der Nordsee nicht benötigt wird) und einen Kartenplotter ergänzt. Mit jedem Wochenende vor Beginn der Fahrt wurde das Boot voller und voller und wir fragten uns schon, ob unsere arme Alkor nicht bald untergehen müsste.
Die Reise als solches verlief unspektakulär, so wie es sein soll. Wir starteten am 13. Mai in unserem Heimathafen Jemgum und ließen unseren Segelverein Luv Up Jemgum mit einem lachenden und einem weinenden Auge im Kielwasser liegen. Dank günstiger Winde querten wir schnell via Helgoland die Nordsee in Richtung Nord-Ostsee-Kanal und haben uns von Kiel auf (fast) direktem Weg nach Klintholm als Ausgangspunkt für die Fahrt nach Bornholm begeben. Dort wollte Rasmus uns aber nicht hin lassen. Flaute und Nebel haben uns zwei Anläufe nehmen lassen, um dann am dritten Tag nach Auflösung des erneuten Nebels kurz entschlossen in Richtung Rügen zu fahren. Damit war klar, dass wir uns in Ruhe die polnische Küste anschauen würden. Von Sassnitz auf Rügen aus haben wir mit Kolberg unseren ersten polnischen Hafen angesteuert und sind dort ohne Probleme angekommen. Für uns fast überraschend gab es keinerlei Formalitäten zu klären, die Einreise verlief ebenso unspektakulär wie in jeden anderen Hafen in Deutschland, Holland oder Dänemark. Das Glück war uns weiter treu und wir konnten alle militärischen Sperrgebiete entlang der polnischen Küste durchfahren. Die Hafenmeister konnten immer Auskunft erteilen, wie sich die Lage in den nächsten zwei bis drei Tagen entwickeln würde. Die Kommunikation war zwar nicht immer einfach, aber irgendwie hat sie immer geklappt. Wenn weder Englisch noch Deutsch verstanden wurde, mussten manchmal Zeichnungen und eine einfaches „Ok?“ herhalten.
Nach nebliger Überfahrt ist das erste
Etappenziel erreicht – wir freuen uns auf Danzig
Während der Fahrt haben wir uns immer bemüht, die Zeit auf dem Wasser für die Kinder nicht zu lang werden zu lassen. Daher sind wir auf längeren Tagesetappen häufiger um 5 Uhr ausgelaufen, um so bereits vor dem Aufwachen der Kinder eine Strecke abgesegelt zu haben. Das hat gleich einen doppelten Vorteil. Für die Kinder ist die Zeit auf dem Wasser nicht zu lang und wir als Eltern konnten auch einige Stunden Segeln ohne Kinder genießen. Während dieser Zeit konnten wir uns Wind und Wellen hingeben. Das ist mit wachen Kindern nicht immer möglich. Neben den alltäglichen Grundbedürfnissen („Mama, ich hab Hunger.“ „Papa, ich muss mal.“) wollen die Kinder natürlich auch an Bord spielen. Bei uns war das Boot selber das beste Spielzeug: Neben Bändseln, die in immer wieder neuen Varianten zusammengeknotet wurden, waren auch die Luv-Winschen beliebte Spielzeuge. Über Stunden hinweg konnten Leinen darumgewickelt und dichtgeholt oder auch nur mit der Kurbel die Winsch gedreht werden. Bei gutem Wetter in der Plicht reichte den Kindern oft auch das Ausschau gehen, Benennen von vorbeifahrenden Schiffen (Containerschiff, Tanker, Kümo, Schlepper, …) oder alternativ das Suchen nach Piratenschiffen.
Leider waren an der polnischen Küste – wie auch im weiteren Verlauf entlang der baltischen Staaten – fast keine Familien mit Kindern unterwegs. Das führte dazu, dass Arne und Sven ihr eigenes Ritual für die Ankunft im Hafen entwickelt haben. Kaum waren wir angekommen, stellte einer die Frage „Papa, ist das ein guter Fische-Fang-Hafen?“ Und egal wie die Antwort lautete, danach hieß es „Holst Du uns die Senke, den Kescher und den Eimer raus?“. Und dann verschwanden die beiden meist für einige Stunden auf die Stege, um Fische zu fangen. Sven – der kommunikativere von den beiden – hat alternativ gern Kontakt zu anderen Seglern gesucht und gefunden. Ein klein wenig Deutsch haben fast alle Segler unterwegs gesprochen (Niederländer, Engländer, Polen und natürlich unsere Landsleute) und so verschwand Sven auch oft auf Nachbarbooten und kam anschließend satt und gut gelaunt wieder zurück an Bord. Das schöne daran war, dass sich auch niemand über sein Verhalten beschwert hat – er wurde immer gern aufgenommen.
Lieblingsbeschäftigung der Kinder:
Fischefangen mit Senke und Kescher
In diesem Zusammenhang sei vielleicht noch bemerkt, dass bei uns an Bord und auf den Stegen für die Kinder immer Schwimmwestenpflicht herrscht. Ausnahmen gibt es keine, so dass sie sich an das Tragen der Westen gewöhnt haben und gar nicht auf die Idee kommen, ohne Weste sein zu wollen. Oft ging das so weit, dass die Kinder auch beim Stadtrundgang noch ihre Schwimmwesten trugen. Für sie war das kein Problem, für einige Passanten offenbar schon – sie haben immer wieder mit erstaunten Blicken den Kindern (oder den verrückten Eltern?!) hinterher geschaut. Für uns lag der Vorteil jedoch auf der Hand, denn so waren die Kinder am Hafen noch gesichert und wir als Eltern mussten die Westen nicht für die Kinder tragen und konnten außerdem Arne und Sven auch auf größere Entfernung in der Stadt noch als unsere Kinder identifizieren
Danzig war natürlich als Stadt ein absolutes Highlight, die Stadt ist wunderschön und der Hafen am Rande der Altstadt ist traumhaft gelegen. Jedem Leser – und vor allem jedem Ostsee-Segler – sei diese Stadt als Ziel ans Herz gelegt.
Von Danzig aus haben wir dann den Abstecher nach Russland – in die Enklave Kaliningrad, das ehemalige Königsberg – gemacht. Hier wurden wir ganz besonders freundlich empfangen. Die Zollabfertigung war problemlos, im 17 sm langen Seekanal – kurz vor dem Abzweig zum Kaliningrad Yacht Club – wurden wir von einem russischen Segelboot empfangen und Juri, ein einheimischer Segler, kam zu uns an Bord. Er hat uns dann den unbezeichneten Weg vom Seekanal zum Hafen des Kaliningrad Yacht Club gezeigt und sicher an einen Liegeplatz gelotst. Im Hafen wurden wir von unglaublich freundlichen Seglern empfangen, die ihrem Hobby trotz offenbar geringer Mittel mit großer Leidenschaft nachgehen und alle ankommenden Segler wie Freunde empfangen. Allerdings war der Hafen in sehr marodem Zustand, er ist aber für Sportboote ausreichend tief. Wir lagen an einer vermutlich im Krieg zerbombten Betonpier, aus der Betonstücke und Bewehrungseisen herausragten. Unsere kritischen Blicke waren wohl nicht zu übersehen und im Handumdrehen wurden einige Kanthölzer und Leinen herbeigeschafft, mit deren Hilfe die gefährlichsten Ecken entschärft wurden. Für die Kinder entpuppte sich der Hafen des Kaliningrad Yacht Club als wahrer Glücksfall. Überall lagen alte Hölzer, Stahlteile und sonstige alte Materialien, die zum Teil bereits seit Jahren nur darauf warteten, noch einmal benötigt zu werden. So war der Hafen für die Kinder ein großer Abenteuerspielplatz mit angeschlossenem Badestrand.
Auf dem Seekanal nach Kaliningrad ist es
ruhig, die Kinder können nach Vorn
Nach einer Stadtbesichtigung in Kaliningrad und dem Ausklarieren bei den freundlichen, russischen Zöllnern verlief die Fahrt entlang der litauischen und lettischen Küste ohne Probleme und ohne große, seglerische Highlights. Beeindruckend ist die Länge der Küste, man hat den Eindruck, dass es sich von Kolberg bis nach Ventspils um einen einzigen Sandstrand handelt. Für die Kinder ist das natürlich ein Paradies, da man von vielen Häfen aus in kurzer Zeit an wunderschönen Stränden ist. Leider war es von Mitte Mai bis Anfang Juni noch sehr kalt, so dass wir immer in Fleece und Ölzeug unterwegs waren und nicht ans Baden gedacht haben.
Mit Estland haben wir dann unseren persönlichen Höhepunkt der Reise erreicht. Das Land ist traumhaft schön, die Menschen haben wir als sehr entspannt und freundlich kennengelernt. Gleichzeitig scheinen sich die Esten fast gar nicht nach Süden oder Osten zu orientieren, sondern ausschließlich nach Norden, vermutlich überwiegend nach Finnland. Entsprechend oft waren Saunen zu finden und auch die Architektur wirkte im Großen und Ganzen eher Skandinavisch. Das Land – zumindest der Westen, den wir gesehen haben – ist flach und sandig, jedoch mit einigen kleinen und mittleren Steinen gespickt. Dazu ist es reichlich bewachsen mit Bäumen und Sträuchern. Estland ist ein Ziel, das wir in jedem Fall wieder ansteuern würden.
Mittlerweile waren fast 40 der geplanten 90 Tage verstrichen, so dass wir uns nicht viel Zeit im Hohen Norden lassen wollten und schnell den Rückweg eingeschlagen haben. Über Hanko und Utö in Finnland konnten wir quasi in Tagesetappen in die Stockholm-Schären kommen. Nur von Utö nach Sandhamn-Lökholmen war eine Nachtfahrt erforderlich. Das ist aber so weit im Norden gar kein Problem, es wurde quasi nicht dunkel, da die Fahrt nur wenige Tage vor Mittsommer stattfand. Für die Kinder waren die Nachtfahrten natürlich immer willkommene Abwechslungen, da sie spät ins Bett durften und die Koje so schön geschwankt hat.
Flaute auf See: Wir üben den Palstek
In Sandhamn begann dann das andere, das „kommerzialisierte“ Segelleben wieder. Das ging glücklicher Weise aber auch damit einher, dass wir endlich wieder andere Familien mit Kindern auf den Booten trafen. Gerade der Naturhafen Sandhamn-Lökholmen ist ein Paradies für Kinder. Der Hafen ist extrem geschützt, die Kinder aller Boote aus diversen Nationen spielen miteinander auf dem Steg oder unter den Kiefern und abends endet der Tag mit einem kollektiven Grillen. Ab hier war dann auch „Schlauchboot-Zeit“, das Boot wurde für die Kinder aus dem Salon geholt und von da an auf dem Vorschiff gefahren – immer bereit für den nächsten Einsatz.
Die Rückfahrt führte uns dann durch die Stockholm-Schären nach Süden, von dort nach Gotland und durch den Kalmar-Sund – an Öland vorbei – immer weiter nach Süden. Visby auf Gotland ist sicherlich auch ein „Muss“, das jeder Ostseesegler gesehen haben sollte. Die alten Gebäude, Kirchen und Ruinen aus der Hansezeit sind beeindruckend hinsichtlich Größe und Schönheit. Gegenüber den anderen Hansestädten hat Visby einen besonderen, eigenständigen Charme, da die Gebäude sehr viel weniger verspielt und dafür sehr wehrhaft und trutzig wirken. Für die Kinder war es toll, die Ruinen – wie auch zuvor bereits in Estland – relativ frei und ohne die für Deutschland typischen Vorschriften erkunden zu können. So konnten sie ihrem Entdeckerdrang vollkommen freien Lauf lassen.
Der Kalmar-Sund, auch ein sehr schönes Segelrevier, hat uns mit „varmrökt lax“ und stillen, kleinen Häfen begeistert. Die Kinder haben in Kristianopel den „Anführer der Fische“ gefangen, als sie mit der Senke einen über 20 cm langen Fisch erwischen konnten. Glücklicherweise konnten wir ihnen erklären, dass der Schwarm seinen Anführer benötigt, so dass das arme Tier wieder im Wasser und nicht bei uns in der Pfanne gelandet ist.
Es muss nicht immer Sandstrand sein.
Wir grillen am Kalmarsund.
Weiter ging es über Utklippan und Hanö in Richtung Simrishamn. Allerdings haben wir unseren Landfall bereits kurz vor Simrishamn gemacht – denn dort sollte Hafenfest sein und uns war eher nach einem ruhigen Hafen zumute. So hat es uns nach Kivik verschlagen, obwohl das Hafenhandbuch gar nicht besonders einladend klang. Kivik ist ebenfalls ein sehr lohnenswertes Ziel, das sowohl durch seinen Hafen mit zwei Sandstränden und Schilfufer als auch durch seinen malerischen Ort mit Kopfsteinpflaster, Fachwerkhäusern und bezaubernden Blüten besticht.
Leider konnten wir auch dort nicht bleiben, denn drei Monate sind wirklich nicht lang, um die Ostsee zu erkunden. So haben wir uns entlang der schwedischen Südküste gehangelt und sind von dort wieder nach Klintholm gefahren. Hier hat sich erstmals das Gefühl bemerkbar gemacht, dass die Reise sich dem Ende neigen könnte. Immerhin haben wir in Klintholm unseren ersten Kreis dieser Reise geschlossen.
Noch war allerdings nicht Schluss, südlich von Mön segelten wir nach Vordingborg und über Omö in die dänische Südsee. Dort war es uns aber nach der Erfahrung der ersten Wochen viel zu voll, so dass wir uns relativ schnell entschlossen haben, wieder in Richtung Nordsee aufzubrechen; nicht allerdings, ohne noch einen Tag und eine Nacht vor Anker in Thurö-Bund zu verbringen. Als Ankerbucht ist der Ort ja sicherlich vielen bekannt, allerdings ist es auch sehr lohnenswert, mit Kindern zum kleinen Anleger zu rudern und dort den Tag zu verbringen. An einem Baum ist eine tolle Fender-Schaukel angebracht, der Wald lädt zum Klettern ein und der Grillplatz ist fantastisch gelegen. Wir haben dort einen wunderbaren Tag verbracht.
Hier gibt es keine Fische, daher
reinigen die Kinder die Fender – ohne Zwang!
Die weitere Fahrt über den Nord-Ostsee-Kanal, die Elbe nach Helgoland und über Norderney zurück in die Ems nach Jemgum verlief weiterhin sehr ruhig und problemlos. Wir hatten ausreichend Puffer, um noch einige schöne Tage auf Helgoland, auf Norderney und auf Juist zu verbringen, wo sich alle drei Kinder noch einmal richtig im Sand austoben konnten. Nach 87 Tagen kamen wir dann schließlich gut erholt und mit einem Strahlen im Gesicht wieder in unserem Heimathafen Jemgum an. Dort wurden wir wieder mit offenen Armen vom Luv Up empfangen und konnten den ersten Abend „zu Hause“ bei Lagerfeuer, Fleisch vom Grill und reichlich Bier genießen.
Am nächsten Tag ging es dann ans Ausräumen und es wurde klar: Nicht nur Susanne und mir, auch den Kindern hatte es gut gefallen. Als ich die neun Gastlandflaggen der besuchten Länder von Bord brachte, fragte Arne mich, warum die denn nicht an Bord bleiben sollten. Die würden wir doch bestimmt bald wieder brauchen. Als ich dann Arne und Sven erklärte, dass das wahrscheinlich die letzte gemeinsame „Große Segeltour“ war, fing Sven an zu weinen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass bald wieder das „normale Leben“ losgehen würde. Und selbst Helen – mit einem Jahr noch nicht so alt, alles genau verstehen zu können – war verstört, als sie merkte, dass wir das Boot ausräumen und wegfahren wollen.
Ja, und wir? Wie ging es uns? Am besten beschreibt das vielleicht unsere Antwort auf die Frage, die uns im Anschluss an die Fahrt gestellt wurde: „Würdet ihr das wieder machen?“ Unsere klare Antwort war „Nein, das würden wir nicht wieder machen. Beim nächsten Mal würden wir mindestens vier Monate lang losfahren.“
Die Schären in Finnland sind glatt gerieben |
Helen blickt stolz auf ihren Papa |
Helen hat einen geeigneten Sitzplatz gefunden |
Wir liegen vor Anker und klettern an Land – gibt es etwas Schöneres? |
Auch die Kinder dürfen immer mal an die Pinne |
Unordnung ist normal – unterwegs gehört der Salon den Kindern |
Ab Schweden wird das Schlauchboot zum wichtigen Spielzeug |
Kaliningrad Yacht Club – einfach, aber herzlich! |
Braungebrannt, strohblonde Haare und ein strahlendes Lachen – Segeln mit Kindern soll nicht funktionieren?! |
Wieder daheim – Boot und Familie sind heil wieder auf den alten Liegeplatz zurückgekehrt – um 9 Gastlandflaggen „reicher“ |
Arne und Sven fahren uns – wir genießen |
Helen darf noch nicht allein auf den Steg – sie kühlt sich dafür in der Pütz etwas ab |
Nach der Terminankündigung des Organisationsteam der Borkum-Helgoland-Regatta, war es klar, dass die Vineta am 30. Juni vor Borkum an den Start geht.
Nun ging es darum, eine Mannschaft zusammenzustellen. Nach vielen Gesprächen und Kalenderwälzen, stand die Mannschaft mit Günther Rolfs, Jens Bertus, Walter Smolinski und dem Skipper fest.
Vor dem eigentlichen Geschehen mussten noch etliche administrative Vorbereitungen getroffen werden. Unter anderem mussten sich alle Crewmitglieder auf der Homepage, Borkum-Helgoland-Regatta, registrieren lassen. Das Schiff musste entsprechend der umfangreichen Ausrüstungsliste vorbereitet werden. Von der Rettungsboje über die Raketen bis zur Pütz und dem 10-Liter-Trinkwasserkanister, die Feuerlöscher nicht zu vergessen.
Eine Woche vor dem Start wurde die Ausrüstungsliste von 2 Vorstandsmitgliedern, wie es in der Ausschreibung vorgeschrieben war, überprüft. Britta und Jürgen übernahmen dankenswerterweise diese Aufgabe
Die Regattaschiffe sollten am Mittwoch, den 29.06. in Borkum eintreffen, um noch evtl. Sicherheitskontrollen von der Regattaleitung durchführen zu können. Am Mittwoch gegen 12:00 Uhr legten Walter und ich im Jemgum ab. Windvorhersagen NW5-6 in Böen 7. Jens und Günther planten, mit der Fähre am Donnerstag nach Borkum zu kommen. Schon an der Knock empfing uns der Nordwest mit der bekannten hohen und kurzen Welle. Nach einigen Schlägen war klar, die Genua 3 muss runter und die kleinere 17er drauf. In der Welle am Wind leichter gesagt als getan. Aber irgendwann stand das neue Vorsegel. Hinter uns tauchte die Hein auf und schon waren wir im Training. Höhe Kraftwerk fuhr die Hein nur noch mit gerefftem Groß und Motor vor uns. Die Erklärung kam auf Borkum. Die Schiene der Selbstwendefock war gebrochen. Ein schöner Beginn!
Im Clubhaus von Burkana empfingen wir unsere Poloshirts, Flaggen usw. vom Organisationskomitee. Die Mannschaften konnten sich anschließend vorbereitetes Grillgut auf der Terrasse von Burkana brutzeln.
Nach den üblichen Sprüchen und ein paar Bierchen ging es zeitig in die Koje, da um 8:30 Uhr am anderen Morgen noch einiges zu erledigen war. U.a. Empfang der Transponder, die den Standort der Yachten auf See übermitteln sollten. Jetzt noch einmal den Seewetterbericht übers Internet angeschaut. Die Meldung Starkwind oder Sturm für die Deutsche Bucht sorgte nicht für Freudensprünge. Der Seewetterbericht bis heute Mitternacht: Nordwest 5-6 in Böen 7. Das kann ja bis zum Riffgatt lustig werden. Kommentar von Walter: „Wenn Jens kommt, werde ich sagen, du kannst meine Stiefel haben, ich haue ab.“ Er ist geblieben!
Um 09:00 Uhr die letzte Steuermannsbesprechung. Mit einer Suppe zum Mittag bereiteten wir uns auf den Start um 14:10 Uhr vor.
Gegen 12:30 Uhr ging es raus. Ein paarmal wurde das Startschiff „Wappen von Borkum“ umrundet und dann ging es an den Start.
14:10 Uhr der Startschuss für unsere Gruppe. Es musste in Kurs zum Borkumer -Strand gesegelt werden, wo eine gelbe Wendetonne positioniert war. Unser Start hätte etwas besser sein können, aber wir hatten ja noch 75 Meilen vor uns, wo wir noch einiges korrigieren konnten. Dann wurde die Tonne 16 an Steuerbord gelassen und Kurs auf die Riffgatttonne genommen. Hohe Dünnung empfing uns im Riffgatt, meterlange hohe Wellen laufen unterm Schiff durch!
Hein im Nacken!
Als zweites Schiff in unserer Gruppe gingen wir um die Riffgatttonne. Boekanier war vor uns nur noch schwer auszumachen. Jetzt lag ein Kurs von ca. 70 Grad an. Wind Raum von achtern. Muss der Spi in dieser Welle kommen? Wir laufen ja schon 7,5 Knoten. Er musste kommen, denn die Spies von Hein, Laway und Rosy-Maes wurden hinter uns größer.
Wir nehmen aber den „Kleinen“. Jetzt fegten wir mit teilweise 11,5 Knoten über Grund und die 40-Fuß-Schiffe ohne Spi, obwohl 10 Minuten früher gestartet, kamen näher. Höhe Norderney wurde der Spi der Boekanier für uns etwas größer und größer. Das gefällt uns gut. Jens: „Höhe Wangerooge haben wie sie.“ Die Vineta surft doch ganz gut. An der Wendetonne Jade 2a lag die Boekanier noch ca. 2 Kabellängen vor uns. Unsere Konkurrenten in Sichtweite hinter uns. Jetzt ging es mit Nordkurs auf Helgoland zu und die Sonne ging langsam unter.
Eine Stunde später bei völliger Dunkelheit und 7 Knoten über Grund ging es der blinkenden Zieltonne Helgoland-Ost entgegen. Um 01 Uhr 12 Minuten und 20 Sekunden ging es über die Ziellinie.
Die grüne Leuchttonne 1 und die Rote 6 zeigte uns den Kurs zur Hafeneinfahrt. Aber jetzt kam ein „Tannenbaum“ aus der Helgoländereinfahrt. Kurs halten auf grün! Wie seine Positionslampen anzeigen, geht der auf Südkurs. Aber jetzt ändert er plötzlich den Kurs und läuft vor uns Richtung Osten weg.
Leinen fest an Boekanier, die 10 Minuten vor uns festgemacht hatten. Da Gerrit Bültjer, der zur Crew der Boekanier gehörte, um Mitternacht 24 Uhr 50 Jahre alt wurde, gab es von ihm erst einmal einen Schnaps. Nach ersten Berechnungen müssten wir im vorderen Feld platziert sein. Nach einem kleinem Imbiss und einem Absacker ging es gegen 3:00Uhr in die Kojen
Am Freitagmorgen erst einmal den Wetterbericht gehört. Nordwest-5-6. Eine Böenwarnung für die Ostfriesische Küste ( 8 BFT.) Die Genua 1 konnte im Sack bleiben. Jetzt wurde der richtige Startzeitpunkt unter Berücksichtigung der Tidenverhältnisse geplant.
Zur Versorgung gingen wir gegen 09:00Uhr noch einmal in den Dieselhafen und starteten um 10:16 eine Minute vor Hein an der Helgoland-Ost-Tonne ungerefft und mit Highaspekt. Kurs ca.180 Grad zur Tonne Jade 2.
Zur Jade 2!
Nach der Jade 2 war jetzt die Riffgatttonne das nächste Ziel. Bei dem Nordwest konnten wir gut anliegen. Der Wind nahm weiter zu und wir steckten ein Reff ins Großsegel. Hein entfernte sich langsam von uns. Eigentlich müssten wir bei dem Wind gut mithalten können, aber wenn die Dehler 31 gut gesegelt wird und das wurde sie mit Jutta, Frank, Ralf und Rainer, haben wir es schwer, mitzuhalten.
Höhe Norderney nahm der Wind weiter zu. DP meldete noch einmal die Böenwarnung für die ostfriesische Küste 8Bft. Am besten, den Wetterbericht für heute nicht mehr hören!
Allmählich war die Vineta nicht mehr vernünftig auf Kurs zu halten und wir entschlossen uns, eine kleinere Fock zu setzten. Leichter gesagt als getan. So schön eine Rollanlage auch ist, auf See unter Regattabedingungen nicht das Ideale.
Nachdem Günther am Vorstag beim Wechseln einige Brecher einstecken musste, knallte es und seine Automatikweste ging auf. Kleiner Schreck und weiter.
Nach ca. 10 Min. war das Segel getauscht, hier rächte es sich, dass der Keder dieses Vorsegels noch nicht getauscht wurde.
Jetzt lief es deutlich besser. Hein noch zu sehen? Jens: „Ich sehe ihn noch“. 15 Min. hinter Hein rundeten wir die Riffgatt-Tonne. Meine Entscheidung: „In dieser Welle geht keiner nach vorn e zum Spisetzen. 8 Knoten über Grund sollten reichen für die restlichen 10 Seemeilen.“ Um 21.12. Uhr gingen wir über die Ziellinie an der Emstonne 16 vor Borkum.
An der Riffgattonne, die wir jetzt schon 3 Mal innerhalb von 7 Tagen bei diesen Windverhältnissen unter Regattabedingungen sahen, ( auch Borkum-Riff), war man noch der Meinung, bei diesen Windverhältnissen muss es nicht die Borkum-Helgoland sein. An der Fischerbalje war man aber schon einstimmig der Meinung: 2013, sind wir wieder dabei.
Wir sind durch!
Fazit des Skippers: Gute Arbeit der Crew. Platz 2 in unserer Gruppe und über beide Klassen mit 30 Sekunden hinter der Rosy Maes bei der Wettfahrt Borkum-Helgoland. Gesamtergebnis über beide Strecken Platz 3, in unserer Gruppe und über beide Klassen.
Am Samstagabend ging es gemeinsam mit allen Regattateilnehmern zur Kleinbahn, wo wir mit der historischen Dampflok zum Bahnhof geschaukelt wurden. Von hier ging es mit Marschmusik zum Festzelt, wo anschließend die große Preisverteilung stattfand. Zu welcher Zeit die einzelnen Crewmitglieder wieder an Bord waren, bleibt hier offen.
Bilder und Zeitungsberichte der BHR auf der Homepage von Luv-up und der
„Borkum-Helgoland-Regatta“-Seite – www.borkum-helgoland.nl
Uwe Giesel
Vineta
Schiff: Hein
Crew: Frank Simmering, Ralf Schlömer, Rainer Lübben, Jutta Simmering
Vorgeschichte
Der Entschluss war schon im vergangenen Jahr gereift, als die beiden Dehler 31 „Linus“ und die „Hein“ einen gemeinsamen Urlaubstörn nach England unternommen hatten. „Mit dem ganzen Sicherheitsequipment was wir jetzt an Bord geschafft haben, können wir auch locker an einer Offshore-Regatta teilnehmen“ hatte Frank, Skipper der “Hein“, halb im Scherz gemeint, als ihm gleich die passende Veranstaltung dazu in den Sinn kam. „Nächstes Jahr ist doch wieder die Borkum-Helogland-Regatta, wie wäre es, wenn wir die mitmachen würden?“ Der Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden: „Wir sind dabei“ waren sich seine Schwester Jutta und ihr Mann Rainer ohne zu zögern einig.
Nun mussten nur noch zwei Entscheidungen gefällt werden: 1. Welche Dehler nehmen wir und 2. wer wird das vierte Crewmitglied?
Die erste Entscheidung war schnell gefällt: Die „Linus“ hat zwar die bessere Segelgarderobe, die „Hein“ aber mit 1,50m den tieferen Kiel, was für die Strecke Borkum-Helgoland und zurück als wichtiger eingestuft wurde. Auch das vierte Crewmitglied zu finden war kein Problem. Als Segelkumpan Ralf (übrigens ebenfalls ein Dehler 31-Eigner) von den Plänen hörte war er sofort Feuer und Flamme und damit engagiert. Jetzt hatten wir etwas, auf das wir uns den ganzen Winter über freuen konnten.
Mittwoch, 29. Juni 2011
Noch ein Tag bis zum Start der Borkum-Helgoland-Regatta. Alles hat bislang prima geklappt. Den Sicherheitscheck hatten wir ohne Beanstandungen bestanden, Proviant und jede Menge Segel sind an Bord verstaut und alle Crewmitglieder haben die erforderlichen 2 Tage Urlaub genehmigt bekommen. Jetzt muss nur noch die „Hein“ vom Heimathafen Jemgum an der Ems nach Borkum gesegelt werden, wozu Frank und Ralf einen zusätzlichen Urlaubstag geopfert haben, während Jutta und Rainer mit der Fähre nach Feierabend nachkommen wollen. Normalerweise sind die 36 Sm von Jemgum nach Borkum mit dem Ebbstrom locker in 5 Stunden zu schaffen. Heute ist aber nichts locker! Es bläst mit 6-7 aus NW also eine volle Kreuz bei Wind gegen Strom liegt vor der Überführungscrew. Nicht gerade ein Zuckerschlecken, aber es nützt ja nichts. Mit doppelt gerefftem Großsegel und der Selbstwendefock bolzt die Hein gegen die unangenehm steile Welle. Plötzlich auf Höhe des niederländischen Eemshaven gibt es einen Knall und die Fock flattert laut schlagend im Wind. Es hat die Selbstwendeschiene aus der Verankerung gerissen! „Das fängt ja gut an“ denkt der Skipper. Ralf sammelt die Reste ein und auf der verbleibenden Strecke wird das gereffte Groß von der Dieselfock unterstützt. Fast gleichzeitig mit der Fähre legt die Hein auf Borkum an. Die Reste der Selbstwendeschiene werden entfernt. „Die brauchen wir auf Regatta eh nicht“ hatte Skipper Frank gewitzelt, allerdings erst als er erleichtert festgestellt hatte, das keine Schäden am Deck aufgetreten waren. Zur Belohnung gab es ein von der Wettfahrtleitung organisiertes Grillen am Clubhaus des Borkumer Segelvereins „WSV Burkana“.
Donnerstag, 30.Juni 2011
Endlich ist es soweit: Nach einem anständigen Frühstück, steigen wir so langsam ins Ölzeug, es ist trockenes Wetter aber der Wind weht immer noch mit 5-6 Windstärken.
Unser Start ist für 14.10 Uhr angesetzt und gegen 12 Uhr verlassenen wir den Hafen, so können wir noch ein paar Manöver trainieren, schließlich ist es das erste Mal, dass wir in dieser Zusammensetzung eine Regatta segeln. Nach einem gut gelungenen Start runden wir die Regattatonne vor dem Südstrand Borkums. Auf der Strandpromenade tummelt sich eine große Menschenmenge, anschließend geht es zur Tonne 16, die an Steuerbord zu runden ist. Es folgt eine Kreuz bis zur Tonne Borkum Riffgatt. Da mit ablaufend Wasser gestartet wurde, hat sich ähnlich wie am Vortag eine steile gut 2,5m hohe See ausgebildet, gegen die wir uns durchboxen müssen. An der Tonne setzen wir sofort den Spinnaker und der kann bis kurz vor der letzten Wendetonne, der Jade 2A oben bleiben. Ein 55 Sm Spi-Ritt bei 5-6 Windstärken raumschots, Sonne und gut 2m Welle.
Was gibt es schöneres? Und was gibt es anstrengenderes? Bei jeder Welle, die uns zum surfen bringt jubeln wir, wenn wir die 10 Knoten knacken, bei jeder Welle, die gegen die Bordwand klatscht und den Kantensitzern eine kalte Dusche verpasst nicht! Egal wer gerade an der Pinne sitzt, der Gesichtsausdruck ist immer der gleiche: Ein hochkonzentriertes, angestrengtes Dauergrinsen. Problematisch wird es, wenn einem natürlichen Bedürfnis nachgekommen werden muss. Jeder Toilettengang dauerte mindestens 10 min. Bis man sich im schaukelnden Schiff die diversen Lagen des Regenzeugs ausgezogen hat, ist einem schon fast die Lust vergangen. Erstaunlich ist, wie dicht das Feld beisammen liegt. Stundenlang fahren wir neben unseren Konkurrenten her, ohne das sich einer deutlich absetzen kann. Plötzlich sehen wir wie die „Dörti“ (eine Hanse 400) auf Gegenkurs dreht und mehrere Wenden fährt. Wir halten auf sie zu falls sie Hilfe benötigt, aber kurz bevor wir sie erreichen dreht sie wieder vor den Wind und fährt weiter. Später erfahren wir, dass ihr Gennaker von „oben gekommen“ war und sich hinter dem Kiel verfangen hatte. Durch die wilden Haken konnten sie sich von den 120 m² Tuch befreien.
Nach gut 9 Stunden unter Spinnaker dreht der Wind etwas und der Kurs wird zu spitz. Wir wechseln auf die Genua III und können es damit nach passieren der Tonne Jade 2a bis nach Helgoland abliegen. Leider können wir auch jetzt hoch am Wind die Konkurrenz nicht abschütteln, obwohl wir in unserer Klasse den meisten vergüten müssen. So erreichen wir nachts um 1:30 Uhr die Zielline, nach gesegelter Zeit als 4., berechnet als 5. Schiff in unserer Klasse.
Das obligatorische Anlegerbier wird nicht sehr ausgiebig zelebriert, da wir alle ziemlich erschöpft sind und es die Regattataktik gebietet, am nächsten Morgen spätestens um 10 Uhr wieder zur Rückregatta anzutreten. Denn eine taktische Besonderheit der Borkum-Helgoland-Regatta ist, dass es zwar einen gemeinsamen Start zur Hinregatta gibt, die Rückreise kann aber jeder antreten wann er will, Hauptsache er ist innerhalb des von 49 Stunden im Ziel vor Borkum. Die tatsächliche Startzeit vor Helgoland wird dabei über GPS-Tracker und von der Crew vorzunehmende Eintragungen im Wettfahrtbogen festgehalten.
Nach 5 viel zu kurzen Stunden in der Koje stärken wir uns noch mit einem kräftigen Frühstück und legen ab zu Rückregatta. Crewmitglied Jutta geht auf dem Weg zum Brötchen holen noch bei Rickmers vorbei, um neues Ölzeug zu holen, das alte war komplett durch und zu diesem Zeitpunkt war sie noch fest entschlossen, dass sie diese Regatta nicht noch einmal mit segelt. Ein wenig graut uns allen davor, die ganze Strecke, die wir am Tag zuvor unter Spi zurückgelegt hatten, kreuzen zu müssen. Glücklicherweise hat der Wind noch ein wenig nach rechts gedreht, sodass wir die gesamte Strecke ohne einen Kreuzschlag absolvieren können. Es bleiben aber trotzdem 55 Sm hoch am Wind bei unverändert 5-6 Bft. Da muss alles Gewicht auf die hohe Kante, auch wenn einen die Wellen gelegentlich einen halben Meter nach hinten befördern, wo die nächste Relingstütze sich schmerzhaft in den Oberschenkel gräbt. Da wir diesmal fast die gesamte Strecke mit dem Strom segeln können, sind wir gut eine Stunde schneller als erwartet wieder an der Riffgatt-Ansteuerung. Trotz der Strapazen hoch am Wind ziehen wir, anders als unsere Gegner, für die letzen Meilen bis zum Ziel nochmal den Spinnaker, was uns erneut Spitzengeschwindigkeiten um 10 Knoten beschert. Nicht zuletzt dadurch haben wir uns auf der Rückreise einen 3. Platz in unserer Klasse ersegelt. In der Summe wird es schließlich ein 4. Platz, was für ein 19 Jahre altes Großserienschiff nicht so schlecht ist. Juttas Entschluss ist mittlerweile revidiert und nach dem dieses Mal ausgiebig zelebrierten Anlegergetränk und erst Recht nach der gelungenen Preisverteilung weiß sie – auch nächstes Mal will sie wieder dabei sein.
L. Birkner nach den Berichten von Fritz Janssen
Schlepper „Memmert“
Wie Musik erscheint Fritz der beruhigende Rhythmus der MWM –Maschine in dem Schlepper „Memmert“. Er fährt die Maschine nur mit halber Kraft. Locker schiebt sie den 43 Tonnen schweren Rumpf durch den Mittellandkanal. Gestern, am 11.05.2010, sind sie, Bestmann Ehefrau Nadja und er, von Jemgum aus gestartet, haben problemlos die Ems und den Dortmund-Ems-Kanal (den kennt jeder von uns zumindest abschnittweise) bewältigt, und nun geht es zügig mit den vorgeschriebenen 12 km/h Richtung Berlin. Die etwas Älteren unter uns kennen den Schlepper noch aus seiner „aktiven“ Zeit, als er im Emder Hafen eingesetzt war. Die Bootswerft Bültjer in Ditzum versah den Schlepper mit einer geräumigen, gemütlichen Kajüte, und nun ist die Yacht einsatzbereit für private Reisen, zumal 12-, 24-, 220 Volt-Anlagen für jeden Komfort sorgen. Ich verzichte darauf, die mächtigen Anstrengungen von Fritz zu beschreiben, die das Schiff in seinen hervorragenden Zustand brachten. Die Reise sowie die Begleitung seiner Frau hatte sich Fritz zum 70. Geburtstag gewünscht. Oberstes Gesetz bei der Planung der Reise: Sachte an! Nicht Kilometer fressen, sondern seniorengerechtes Vorankommen ist angesagt, also nach höchstens sechs Stunden haben Crew und Diesel Schicht.. Die Fahrt auf dem längsten Kanal (325,3 km) Deutschlands kann anstrengend sein, auch wenn es auf dieser Wasserstraße immer lebhaft zugeht.
Schleusen
Die Schleusenmanöver der Memmert-Crew haben sich längst automatisiert. Jeder Handgriff sitzt. In modernen Schleusen wandern die Poller die Fallhöhe von ca. 14 m mit nach unten, in den älteren steht die Besatzung vorn und achtern mit der Leine parat und legt das Auge auf den nächsten Poller. Drei Schleusen waren zu überwinden: nach Überquerung der Weser bei Minden (die Trogbrücke hier ist ein Reisehöhepunkt) durchfahren sie die Schleuse Anderten bei Hannover, die Schleuse Sülfed bei Wolfsburg kurz nach der Abzweigung zum Elbe-Seitenkanal und als letzte die Schleuse Hohenwarthe, nach der dann der Elbe-Havel-Kanal beginnt. Fritz, der beruflich viel mit dem Wasserbau zu tun hatte, kann die enormen Schwierigkeiten ermessen, die beim Bau des Kanals auftraten. Alles scheint geregelt: seit 2003 ist der Mittellandkanal mit der Einweihung des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg und der Schleuse Hohenwarthe zum ersten Mal auf ganzer Länge befahrbar. Das kommt nicht nur dem Schlepper „Memmert“ zugute. Übrigens wurden die Schleusen deshalb so großzügig lang (bis 214 m) gebaut, weil sie ursprünglich für Schlepper mit ihrem „Anhang“ gedacht waren. Mittlerweile haben sich die Einzelfahrer durchgesetzt (z. B. Europaschiff) – so auch Schlepper „Memmert“.
Nach Berlin auf dem Elbe-Havel Kanal
Auf einem Kontrollgang durch den Maschinenraum entdeckt Fritz zu seinem Schrecken Wasser in der sonst trockenen Bilge. Die Leckstelle ist schnell gefunden: ein Flansch am Getriebe für die Kühlung ist defekt. Reparatur? Klar doch, aber ein Tag Aufenthalt muss hingenommen werden. Die Axt im Haus ist bei Fritz der Schweißapparat. Nach einigen Stunden schweißtreibender Arbeit – auf dem Bauch liegend – ist der Schaden behoben. Umso mehr können sie jetzt die herrliche Seenwelt der Havel genießen. Sie gehen vor Anker in der Nähe eines Badestrandes. Bald herrscht reges Treiben am Strand, an dem offenbar wird, dass Badeanzüge -gleichgültig für welche Größennummer – immer noch ein rarer Artikel in der ehemaligen DDR sind. Zwei Schwimmer halten Kurs auf eine ankernde H-Jolle, 20 Meter von „Memmert“ entfernt. Der erste Schwimmer entpuppt sich als ein schlankes Mädchen, das sich ob seiner Nacktheit nicht im geringsten geniert, so auch nicht der folgende Schwimmer, tatsächlich ein gut gebauter muskulöser Mann. Sie sonnen sich zunächst an Deck, nach einer Weile offensichtlich auf den Bodenbrettern der Jolle. Als dann abwechselnd ein sonnengebräunter männlicher Mond über der Süllkante aufgeht und dann der freie Oberkörper des Mädchens, verschwindet Nadja empört in der Pantry. “Haben die denn hier kein Zuhause?“ Fritz lächelt mit etwas mehr Verständnis über die Liebe im Freien. „Das ist geblieben von der Freiheit des Sozialismus!“ erklärt er.
In Berlin
Die Freude ist groß, als sie ihr erstes Ziel Berlin erreichen. Hier hat Renate noch einen Koffer stehen bei ihrer Schulfreundin Annegret. Fritz hatte schon ein wenig Sorge wegen der Weitläufigkeit der Großstadt Berlin. Zu Fuß ist ein Seemann nicht so stark. Aber seine Bedenken sind unbegründet. Alle wichtigen touristischen Stätten werden der Besatzung von „Memmert“ stolz und kenntnisreich vorgeführt – mit dem bequemen Wagen von Annegret und ihrem Mann Hans Scholz. Ein Mensch kann nur eine begrenzte Anzahl von frischen Eindrücken verwerten, und so findet man sich zur Erholung in der „Memmert“-Messe wieder ein. Vier Tage bleiben sie am Liegeplatz in Berlin Kladow, dann geht die Reise weiter durch das Berliner Wasserstraßennetz. Einmal hört Fritz nicht genau hin, als Nadja warnt, dass er die gewählte Abbiegung nicht befahren dürfe. „Ach wat, das ist der bekannte Landwehr- Kanal , da sind überall zwei Meter Wa…!“ Da grummelt es schon. Die starke Maschine drückt das Schiff durch Steine, Dreck, Geröll, Fahrräder, vielleicht auch Koffer, bis Fritz ein Einsehen hat: es wird nicht besser, also rückwärts einen Kilometer wieder raus, vorbei an böse blickenden Weißflottenkapitänen. Ein anderes Mal verpeilt sich Fritz um drei Millimeter bei einer Durchfahrtshöhe . Der Mast ist zwar geklappt, aber Fritz legt Wert darauf, mit stehendem Mast zu fahren, wenn es die Brücken gestatten. Und wer musste immer aufs Kajütdach klettern, die Wanten lösen, den Mast legen? Selbstredend Bestmann Nadja. Als Fritz mit dem Mastkoker fest unter der Brücke hängt, hört er über Funk die hämischen Kommentare der Schiffsführer, die recht aggressiv ihre Schiffe mitten im Fahrwasser halten. Allerdings ist Fritz auch nicht ängstlich. Er hält selbstbewusst Kurs, wenn sie ihm zu nahe kommen. Ein Schlepper ist auch nicht von Pappe. Er kommt trickreich (energisch den Rückwärtsgang einlegen) wieder frei von der Brücke und wählt in dem Überangebot der Berliner Kanäle den richtigen aus. Über die Spree am imposanten Regierungsviertel vorbei dampfen sie jetzt östlich Richtung Oder. Zur Oder und zum Peenestrom Mit flotter Fahrt geht es weiter in einem gut markierten Oderfahrwasser, an Stettin vorbei, ins Oder- oder Stettiner Haff. An Steuerbord fällt ein Eisenbahnhebewerk auf, das wegen des 2. Weltkriegs nicht fertig gestellt wurde. Neuartig war das Mittelteil, das von den Schiffen unterquert, aber für den Eisenbahnverkehr nach unten gefahren werden konnte. Die Schlepper-Crew durchfährt die Brücke Anklam, den schönen Peenestrom und macht dann an der großzügigen Pier der Wasserschutzpolizei in Stralsund fest. Dort wird Lolo alarmiert, der sich in Schaprode auf Rügen mit seiner Frau Maggi, dem Dackel Susi, einer Dehlya 22 und einem Wohnmobil aufhält. Mit Hilfe des letzteren kaufen Fritz und Nadja zwei Discounter leer und sind für den Rest der Reise gerüstet. Vorher besichtigen sie Stralsund und vor allem das großartige Ozeaneum. Nach einigen Tagen Liegezeit heißt es „Hebel up Tafel! Wi laten hum stappen!“ Endlich wieder freie Fahrt mit ausreichend Wasser unterm Kiel. Über Heiligenhafen, Kiel, Kielkanal, Rendsburg, Cuxhaven nehmen sie Kurs auf Helgoland. Bei wunderbarem Sommerwetter genießen sie Nordseeluft.
Besuch auf Helgoland
Ein neues Besatzungsmitglied trifft auf Helgoland ein. Enkel Klaas, 12 Jahre, ist da. Er wurde von Papa Friedrich in Cuxhaven auf die Fähre gesetzt und bringt Schwung in die „ Memmert“-Senioren. Bei ruhigem Wetter starten sie zur Überfahrt nach Norderney. Bis zur Kuh-Tonne vor Helgoland geht alles gut. Dann entsteht wie aus dem Nichts eine unangenehme Kreuzsee. „ Oh Opa, Wellen, cool!“ ruft der tüchtige Optisegler begeistert. Aber schnell ändert sich seine Gesichtsfarbe, und dann kommt, was kommen muss. Aus Solidarität geht es Oma auch nicht so gut. Fritz hat zwei „Notfälle“ an Bord. Mit verschärfter Fahrt schneidet der Schlepper die Nordseewellen, und es ist nicht zu ermitteln, ob die Tonne D19 an Steuerbord bleibt. Wir fragen nicht nach. Im Norderneyer Seegatt sind alle wieder wohlauf. Jemgum ist nicht mehr weit. Eine zwei Monate dauernde Reise mit vielen neuen Eindrücken über Flüsse, Kanäle und freie See ist zu Ende. Das Ziel 2011- bei Leben und Gesundheit – ist wieder die Ostsee, dann aber ohne den kleinen Schwenk über Berlin.
Karten:
Empfehlenswert sind die Sportschifffahrtskarten Binnen, 1- 4 der Nautischen Veröffentlichung Verlagsgesellschaft mbH, Lange Str. 95, 24399 Arnis, Tel.: 04642 92460, s. a. www. nv-navigator.de