Luv up is hunnert

Chronik eines Seglervereins, der zwar einige Jahre kriegsbedingt pausiert hat, aber eindeutig seinen 100. Geburtstag feiert.

Noch zweifelloser ist sein Verdienst, viele tausend Segler zu einem reizvollen Sport geführt zu haben, der lebenslang ausgeübt werden kann.

Der Wassersportverein Luv up Jemgum hat in der „Muhde“ (Mündung eines Sielzuges in die Ems) seinen idyllischen Hafen. Der starke Schlickeintrag macht zwar Mühe, bisher wurde der Verein durch Unterstützung des Landes Niedersachsen aber mit der Aufgabe fertig, seinen Mitgliedern einen funktionsfähigen Hafen und eine sehr attraktive Gemeinschaft zu bieten.

In Eigenleistung wurden vor allem für die Jugend viele wichtige Einrichtungen geschaffen, die bei der seglerischen Ausbildung der Kinder und Jugendlichen sehr hilfreich sind. In der vorliegenden Schrift

werden nicht alle personalen und materiellen Entwicklungen erläutert, sondern es sollen nur beispielhaft wesentliche Erfolge und Ereignisse dargestellt werden. Wer Spaß hat an lückenloser Information über die jährlichen Veränderungen, seien der stichwortartig von Jutta Simmering verfasste „Reiseverlauf von 1912 – 2012“ sowie die Auflistung der Männer und Frauen „auf der Brücke des Luv-up-Schiffes“ empfohlen, zu finden in dem „Logbuch“, das zur 100-Jahr-Feier am 14. September 2012 erscheinen wird.

Luv Up Jemgum-Geschichte

Angenommen, unsere junge, hoffnungsvolle Vereinsvorsitzende Jutta Simmering hätte sich im Gründungsjahr 1912 darum beworben, den Wassersportverein Jemgum zu gründen und zu führen. Ein Skandal wäre es gewesen. Frauen hatten den Herren zu dienen und sich um Kirche und Kinder zu kümmern. Es gab Ausnahmen in Deutschland (Sozialistinnen wie Clara Zetkin und Rosa Luxemburg), aber vor allem in England kämpften Damen aus gehobenen Ständen zu dieser Zeit um das Stimmrecht der Frauen. Sie wurden erbarmungslos niedergeprügelt von der Polizei, wenn sie bei einer Aktion erwischt wurden. Die deutschen Herren dienten dem Kaiser als ergebene Untertanen mit dem unglaublichen Ziel, dass am deutschen Wesen die Welt genesen solle. Das war in Jemgum nicht bedeutend anders, man tat sich nicht hervor durch entschiedenen Widerspruch. Segeln war auf jeden Fall Männersache, schon erklärt durch die Geschichte der Seefahrt und des Segelns. Erst in jüngster Zeit dürfen auch Frauen aus den Rahen fallen, aber vor zwei Jahrhunderten und später wurden nur männliche Seeleute bei Eis und Sturm in die Masten geschickt und kamen zu Tausenden um. Wir sind froh, dass Jutta in unserer Gegenwart den Verein steuern kann und dabei hilft, eine Gemeinschaft zur sportlichen Leistung oder zum Vergnügen auf das Wasser zu bringen.

Dennoch ist die Initiative der Gründungsherren verdienstvoll. Eine kurze Notiz in der Rheiderland-Zeitung weist darauf hin, dass einige Herren aus Jemgum die Statuten des Vereins beschließen wollten. Auf die Ausrichtung einer Regatta wolle man 1912 noch verzichten, aber zur Regatta des SV Boreas in Ditzum (der Verein bestand schon seit 1906) wolle man einige Teilnehmer schicken. Diese Teilnehmer schnitten tatsächlich recht erfolgreich ab, allen voran der Jemgumer Herr Reddingius, der mit der „Tilly“ einen ersten Preis errang, berichtet die Zeitung „Rheiderland“ 1913. Die „Tilly“ sei ein vorzüglicher Segler „und besaß eine gut geschulte Mannschaft“.

Die Jemgumer Regatta, die am 13. August 1913 ausgerichtet wurde, hatte ein Programm, das sich nicht wesentlich von dem unterschied, was wir in unserer Zeit planen – abgesehen von dem Angebot für die Jugend und für die Rudersportler. Die sportliche Wettkampfzeit und die Feierzeit haben sich in unserer Epoche zugunsten der letzteren verschoben. Die Herren H. van der Wall, Ziegeleibesitzer, zeitweise Ortsvorsteher, Herr J.W. Schwitters, Lehrer in Holtgaste sowie Herr Gotthilf Heinemann, Apotheker aus Ditzum und Vorsitzender des SV Boreas, sorgten für den sportlich korrekten Ablauf (aus dem Archiv David Steen) der Regatta in Jemgum 1913. Ähnlich ausgebildete Herren könnten auch heute ein Schiedsgericht bilden, nur ist es mittlerweile selbstverständlich möglich, dass eine Frau die Leitung übernimmt.

Am Montag, dem 15. August 1913, erschien in der „Rheiderland“ ein seitenlanger Bericht unter der Rubrik „Ostfriesland“ mit einer begeisterten Würdigung und den Ergebnissen der Regatta. Der Anfang war gemacht, so sollte es weitergehen für die Wassersportler der Region. Die Planungen liefen auch für das nächste Jahr 1914. Der 1. Weltkrieg begann zwar, aber der sollte in wenigen Monaten siegreich beendet sein. Bekanntlich war das ein Irrtum. Auch Rheiderländer zogen ins Feld, machten womöglich erschütternde Erfahrungen bei Einsätzen an der Front oder im zermürbenden Stellungskrieg und waren froh, wenn Heimaturlaub gewährt wurde.

Im Jahre 1915 konnten sich zwei Jemgumer, Landwirt R. Reins und Gastwirtssohn Fritz Tammen, über einen solchen Urlaub freuen. Ein Segeltörn sollte wohl ihre Kriegserlebnisse verdrängen. Mit zwei weiteren Jemgumern, Kaufmann Petrus Reddingius und Lehrer Hartmann (in der nächsten „Rheiderland“-Nr. korrigiert: Privatschullehrer Rasch war der Verunglückte) segelten sie mit einem Jollenkreuzer nach Oldersum und kenterten auf der Rücktour bei Coldeborgstersiel. Kleidungstücke und das auf der Seite liegende Boot trieben dort an. Jemgum war geschockt. Einige wussten es immer schon: Up de Eemse luurt de Dood! Fischer mit ihren seetüchtigen Booten, Handelsseeschiffe mussten hinaus, aber zum Vergnügen auf der Ems hin und her fahren?

Die Unglücksursache wurde übrigens nie geklärt. „Wie das Unglück herbeigeführt wurde,“ heißt es in der „Rheiderland, „ ist rätselhaft, und zwar um so mehr, als einige der Vermissten nicht nur kundige, sondern seit mehreren Jahren erprobte Segler waren, die auf Regatten schon mehrfach einen Preis errangen.“

Der WSV Luv up konnte nicht weitermachen. Das Unglück und der Krieg verboten es. Vier Jahre tobte der vaterländische Irrsinn, entsetzliche Verluste auf allen Seiten, und die Nachkriegszeit war auch nicht dazu

angetan, fröhlich mit dem Wassersport wieder anzufangen. Der Kaiser – mitschuldig an deutscher Großmannssucht – dankte ab und floh nach Holland. Erbitterte Kämpfe zwischen den Links- oder Rechtsparteien, Inflation, magere Zeiten vertrieben Gedanken an den Segelsport. Zwar sprach man von den Goldenen Zwanzigern und allmählicher wirtschaftlicher Besserung, aber die für Deutschland harten Bedingungen des Versailler Vertrages machten es vor allem den deutschnationalen Gruppen leicht, die Bevölkerung für ihre Ziele zu gewinnen. Deutschland wurde 1926 in den Völkerbund aufgenommen, und Außenminister Gustav Stresemann erhielt für seine ausgleichende Politik den Nobelpreis 1928, zusammen mit seinem französischem Kollegen Aristide Briand, aber die politischen Kämpfe gingen weiter. Welche Auswirkungen hatte das für unseren Verein in Jemgum? Die Dorfbewohner litten nicht fürchterliche Not im Vergleich zur Stadtbevölkerung, feinste Nahrungsmittel bezogen viele Jemgumer aus der „eegen Tuun“, aber an Sportsegeln in einem organisierten Verein dachte kaum einer. Vielleicht fehlte nur ein verantwortungsbewusster Mann wie Heinrich Meyer oder ein Energiebündel wie Jutta, denn Frauen griffen stetig mehr ins gesellschaftliche Leben ein, nachdem ihnen endlich auch in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht 1919 zugestanden war.

Die Stunde einiger passionierter Jemgumer Segler schlug 1936. Sie hauchten dem Luv up neues Leben ein. Im Jahr der Olympischen Spiele in Berlin, mit denen die Nationalsozialisten einen trügerischen Glanz in der Welt verbreiteten, wagten sich die Segler wieder auf die Ems, und wie:

Großes vielseitiges Regattaprogramm, viele auswärtige Segler, die auch in den folgenden Jahren gern wieder nach Jemgum kamen.

Wiederum wendete sich das Schicksal Deutschlands und der Welt in grausamem Maße. Millionen – Soldaten und Zivilisten – mussten im 2. Weltkrieg ihr Leben lassen. Auch Jemgum war betroffen, viele junge Männer wurden eingezogen. Einige kehrten körperlich und seelisch verwundet zurück, andere fielen, wie es beschönigend heißt.

In der Zeit nach dem Krieg galt es, das Leben wieder in normale Bahnen zu lenken. Das war nicht einfach in dem total zerstörten Deutschland. Auch in Jemgum kam das Leben in der Nachkriegszeit nur mühsam wieder voran. Harte Winter (1946), öfter eine zugefrorene Ems, über die beladene Lastwagen bei Leerort queren

konnten, knappe Lebensmittel, Flüchtlingszuströme, deren Elend und Strapazen sich die Einheimischen kaum vorstellen konnten, machten den Jemgumern zu schaffen. Problematisch, konfliktreich gestaltete sich die Eingliederung der Flüchtlinge, die ihre Heimat verloren hatten, aber von den Einheimischen nicht immer mit offenen Armen aufgenommen wurden.

Segeln? Verein? Unsinn!

Dennoch, mit dem Boot sich auf der Ems zu bewegen, beherrschten einige Jemgumer traumhaft geschickt. Als die Schlepper in den frühen 50er Jahren in großer Zahl mit dem Flutstrom zwei, manchmal drei Schleppkähne, bis zum Stehkragen beladen mit Kohle, Richtung Ruhrgebiet zogen, pirschten sich Jemgumer (Fritz Janssen war als Junge dabei) wriggend oder rudernd längsseits an die Kähne und beluden ihr Boot mit Kohlenbrocken, wiederum bis zur Süllkante, und zurück ging es in den Jemgumer Hafen. Wenn Polizei- oder Zollbeamte gesichtet wurden, verschwanden sie im Schilfgürtel. Ein Kamerad – Kobus Heikens sein Name – winkte warnend mit einer weißen Flagge auf dem Ziegeleischornstein. Notfalls versenkten sie dann ihren Kahn im Schilfgürtel. Wenn die Luft rein war, holten sie ihren Schatz wieder hoch. Kriminell? Ein bisschen, man hatte zu überleben.

Allmählich wagten sich wieder vereinzelte Segler auf die Ems.

Konrad Adenauer bestimmte die Richtlinien der Politik, Ludwig Ehrhard legte ein liberalwirtschaftliches Programm auf, und den Leuten ging es allmählich besser. Der Luv up machte mit. 1955 sah man wieder schöne Segelszenen auf der Ems, und 1956 wurde das Regattaprogramm ganz im Sinne der früheren Initiatoren fortgesetzt.

Das Vereinsschiff nahm Fahrt auf. Kapitän war Heinrich Meyer. Zupackend und umsichtig sorgte er für neue Anlegemöglichkeiten und den Ausbau des Hafens und des umliegenden Geländes. Viel musste mit Hand- und Spanndiensten geleistet werden. Wenn man weiß, wie schwierig sich ein Brackwassertidehafen mit viel natürlichem Schlickanfall anlegen und unterhalten lässt, kann man sich ein Bild von der Arbeit machen. Auch ein Vereinshaus nahm Gestalt an, nachdem einige Zeit ein Bootsschuppen des legendären Fährmannes Ludje Kroon als Versammlungsort der „Bootjefohrer“ herhalten musste. 1957 stand auf dem Luv-up-Gelände ein schmuckes Clubhaus, genauer: das vereinseigene Clubhaus an der Fähre erstand auf einem Grundstück, das die Gemeinde Jemgum dem Verein in Erbpacht zur Verfügung stellte

Nach einem Krieg sind die Menschen wie gelähmt, ergeben sich fast widerstandslos in ihr Schicksal und fassen nur mühsam wieder Mut. Nicht so bei einer Naturgewalt wie einer verheerenden

Sturmflut, die 1962 die deutsche Küste heimsuchte. Das Rheiderland schrammte an einer Katastrophe vorbei, denn die Deiche hielten trotz starker Gefährdung bei Dyksterhusen. Unser Vereinshaus wurde übel ramponiert, das wie der Hafen im Außendeichsbereich liegt. Zwar blieb es bestehen, aber das Inventar „trieb zum Teil durch die Fensteröffnungen davon“ (so formuliert es Cassen Cornelius in seiner Luv-up-Chronik zum 75. Geburtstag des Vereins). Auch der Hafen hielt der Wassergewalt nicht stand, obwohl er in Lee des Deiches liegt. Die mühsam errichteten Anlagen wurden heftig angegriffen. Originalton Heinrich Meyer: „ Dat maken wi all weer up Stee!” Mit Gewalten, für die man nichts kann, lässt sich besser umgehen, auch wenn der Anblick der Zerstörung nicht gerade ermutigend ist.

In großartiger Gemeinschaftsarbeit, mit Unterstützung der Landes- und Kreissportbünde errichteten die Luv-upper eine Anlage am Nordufer des Jemgumer Hafens, die sich sehen lassen konnte. Nicht zu vergleichen mit einem schnieken Hafen am Bodensee, aber dort hat man auch nicht mit den Verhältnissen eines Tidehafens zu kämpfen.

Eine Stahlspundwand bot nun eine sichere Liegeplatzmöglichkeit: am Bug eine Leine über einen Block mit Gewicht, achtern back- und steuerbords eine Leine um die gerammten Holzpfähle sowie eine Spring, damit das Boot nicht durch den Schlick zur Hafenmitte rutschen konnte. Manche Sportbootfahrer haben das klare System bis heute nicht begriffen, obwohl sie das Festmachmanöver fast in jedem Emshafen üben konnten.

Nach dem ereignisreichen Jahr 1962 fand ein Jahr später eine denkwürdige Feier statt. Der WSV Luv up wurde 50! Im Nachhinein wissen wir: das war ein Jahr zu spät. Man muss nur aufmerksam Zeitung lesen, wie es Gerhard Kronsweide als Jemgumer Ortschronist der Ostfriesischen Landschaft zu tun pflegt. Er entdeckte in der „Rheiderland“, dass der Verein schon 1912 gegründet wurde, aber 1913 seine erste Regatta organisierte.

Was hatten die Organisatoren alles auf die Beine gestellt: Der Rettungskreuzer „Alfried Krupp“ war erschienen und zeigte Manöver zur Rettung aus Seenot, Rahmenwettkämpfe im Schwimmen wurden im Hafen durchgeführt, selbstverständlich auch Wettfahrten mit großer Beteiligung aller Emsvereine, und zur Überraschung vieler Zuschauer ankerten sogar zwei Kanonenboote der Bundesmarine in der Nähe des Jemgumer Hafens. Ein Fährdienst wurde zu den Schiffen der Marine eingerichtet. Georg Kronsweide und Fritz Janssen versahen mit ihren Motorbooten diesen Dienst. Eine lustige Attraktion war auch das Wasserskifahren. Tulpenkönig Jan-Wilhelm Fresemann besaß einen stark motorisierten Bootsflitzer, der anfangs zum Gaudi der zahlreichen Zuschauer die Fahrer schnell vom Brett holte. Nach einigen Versuchen hatten E´ Bachmann und Kian Scholz den Bogen raus und ließen sich zu einer Runde über die Ems ziehen. Nur wer spielte nicht mit? Petrus! Er gab sich alle Mühe, Sportler, Zuschauer und Organisatoren zu ertränken. Hat er aber nicht geschafft! Karl Hollander berichtete in der „Rheiderland“ in begeisterten Tönen über die wassersportliche Großveranstaltung.

Bis 1966 wurde das Vereinsschiff sicher und umsichtig von Heinrich Meyer geführt.

Nach seinem Rücktritt war er nicht seltener im Bootshaus zu sehen. Beim Skatspiel gab er gern seinen Spielpartnern Marten Middelborg, Opa Reins oder Kobus Leding oder Willi Bock das Nachsehen. Marten revanchierte sich mit einer Spritztour auf seinem kleinen, traumhaft schönen Motorboot „Träumer“.

Eine neue Generation, jetzt unter der Führung von Dieter Schmidt, machte sich im Verein bemerkbar, die mit moderneren Rennjollen jede Ems-Regatta besuchte. Vergleiche lassen sich schwer ziehen, aber sicher gehörte Eduard Bachmann („E´“) damals zu den besten Seglern unseres Vereins, der ein enormes Gefühl dafür entwickelte, wie ein Boot ins Laufen kommt. Ich weiß, dass er so etwas nicht

hören will. Ihm zum Troste werde ich noch weitere jüngere Seglerinnen und Segler unseres Vereins hervorheben, z. B. auch Manni Middelborg, der auf seinem 15er Jollenkreuzer viele Preise gewann. Vorschoter „Teffi“ war auch dabei (heute allen bekannt als Anwalt, der auch die notariellen oder rechtlichen Geschäfte des Luv up führt; er ist immer noch aktiv als Segler und Ausbilder des Nachwuchses in Weener).

Dieter Schmidt war ein sehr aktiver Vorsitzender, der den Verein immer vorwärts drängte und mit starkem Einsatz beispielhaft voranging.

Eine Reise nach Memmert bleibt in zweifelhafter Erinnerung. E’s Mannschaft mit Kian Scholz und Eiko Reins packte die Abenteuerlust und steckten bei handigem Wetter den Kurs nach Memmert ab. Unterwegs in der Osterems wurden sie von einem Sturm überrascht, den sie nur mit viel Einsatz bewältigten. Die offene Stahlrennjolle „Passat“ lief mehr unter als über Wasser, und total erschöpft vom vielen Lenzen erreichten sie mit knapper Not den Strand von Memmert. Damals ließ der Inselvogt Rabbi Pundt Besuch auf seiner Insel zu. Während der Rückreise der „Passat“ standen die Mütter besorgt am Jemgumer Hafen – tief eingegraben in die Erinnerung ist das Unglück von 1915 – und waren unendlich beruhigt, als sie ihre Jungs wieder im Hafen hatten. Die drei Segler haben in den folgenden Jahren jede Wettfahrt an der Ems wahrgenommen und viele Trophäen (vom Aschenbecher bis zum Kluntjepott) mitgenommen.

Eine Motorbootfahrt, die glimpflich ablief, gehört auch in die Annalen des Luv up. Fritz Janssen hatte sich 1961 ein schnittiges Marineboot zugelegt. Es hieß „Nadja“ wie seine Freundin. Alle Freunde wurden eingeladen zu einer Reise nach Borkum. Sie zwängten sich in eine enge Plicht, der größte Teil des Bordraums wurde von einem starken Motor ausgefüllt. Kian, E’, Nadja, Lolo u.v.m. fuhren mit, im Grunde zu viele. Das Boot war wie alle Boote damals ein Verdränger, den Fritz mit Gesteinsbrocken in die angemessene Trimmlage gebracht hatte. Im Dukegatt verstärkte sich der Wind auf eine steife NW-Brise, die Sicht war eigentlich gut. Wir navigierten recht sicher auf der roten Seite von Tonne zu Tonne. Das wurde immer schwieriger, weil wir Minuten lang nichts sehen konnten. Das Schiff setzte schwer ein, tauchte in die steilen Wellen hinein und überschwemmte Vorschiff und Deckshaus mit grünen Wassermassen. Irgendeiner steckt seinen Kopf kurz auf einem Wellenkamm aus der Plane, erspähte die nächste Tonne, leichte Änderung des Kurses, weiter ging’s. Fritz verschwand zuweilen verdächtig lange im Maschinenraum, erschien aber hin und wieder, um oben die Lage zu peilen. Kian machte mit seinen Adleraugen als Erster die Fischerbalje aus. Eine halbe Stunde bis Buffalo, und die schafften wir. Es gab keinen trockenen Fleck mehr im Schiff, und bevor wir erleichtert zu einem Hafenrundgang auf Borkum starteten, gestand uns Fritz, welche Mühen er im Maschinenraum hatte. Die Wasserpumpe war defekt, und er hat sie mit Ach und Krach repariert. „Weeßt Du, wat Du dor maakst?“ fragte ein Borkumer unseren Skipper, als wir festmachten, „Lü versupen!“ Der Meinung wollten wir uns nicht anschließen. Fritz besorgte Ersatzteile bei einem freundlichen Maschinisten auf dem Schlepper „Wotan“, bei dem wir längsseits gegangen waren, und reparierte den Schaden im ruhigen Hafenwasser.

Ein Sportverein besteht nicht, ohne von gesellschaftlichen Strömungen berührt zu werden. Besonders Jugendliche fahren ihre Antennen aus und empfangen Signale aller Art. Es gab zwar noch kein Internet für die Allgemeinheit, aber durch Schallplatten und Fernsehen konnte man Botschaften aufnehmen, wenn man dafür empfänglich war.

Mitte der 60er brodelte es in der jüngeren Generation dieser Welt.

In den USA begeisterte Bob Dylan mit seinen Liedern eine Jugend, die sich von der Generation ihrer Väter abwandte. Er sprach ihr aus der Seele z.B. mit seinem pazifistischen Song „The answer, my friend, is blowin’ in the wind“. In Woodstock – zumeist bei Regen und entsprechenden Bodenverhältnissen – versammelten sich Abertausende von jungen Menschen, die ein neues Lebensgefühl zunächst für sich entdeckten, aber dann ließ sich die Jugend der ganzen (westlichen) Welt entzünden. Weg mit der alten Moral, neue Ideen zum Miteinander von Frau und Mann, Freiheit von alten Zwängen!

In Deutschland geleiteten Studenten anlässlich einer akademischen Feier Professoren ins Audimax der Hamburger Universität. Auf einem großen schwarzen Tuch stand mit weißen Buchstaben das mittlerweile geflügelte Wort:

„UNTER DEN TALAREN DER MUFF VON 1000 JAHREN!“ Deutschland staunte. Und Jemgum? Einige ältere Herrschaften waren schlicht ratlos. Die Jüngeren ließen sich ein auf die Impulse. Die neue Musik (Folk- und dann Rock) spielte bei allen Feten der Jüngeren die wichtigste Rolle. Nicht nur der Schlager der Bots „Was wollen wir trinken – so ein Durst“ wurde inbrünstig mitgesungen, sondern auch Songs der Beatles und Stones. „I can get no…“. Jan und Jürn (Söhne von Cassen und Irmgard Cornelius) konnten in ihrer Anfangsphase alle Hits nachspielen, später dehnten sie ihr Repertoire aufs Niederdeutsche aus und sind heute –jeder für sich – bekannte Liedermacher in Norddeutschland, und Jan hat seinen Segler im Jemgumer Hafen.

Auch junge Seglerväter und -mütter waren wie elektrisiert. Nicht Autorität durch Amt oder Titel, sondern allein Sachautorität sollte gelten. Ich erinnere mich sehr genau an hitzige Gespräche im

Clubhaus über Emanzipation. Antiautoritäre Erziehung war ein Thema. Aber kein Mensch in Jemgum dachte daran, seine Kinder so zu erziehen. Sicherlich trugen die später so genannten 1968er dazu bei, dass repressionsarme Erziehung als Möglichkeit erwogen wurde, um es zurückhaltend zu formulieren. Auch im Luv up, wo immer einige Pädogogen – allen voran Cassen Janssen Cornelius – sich für die Jugend einsetzten, fielen solche Ideen nicht auf unfruchtbaren Boden. Janneke Mais z.B. hatte nicht nur drei eigene Kinder, sondern gab sich als großzügige Frau immer – auch heute noch – als Erzieherin, die ohne den Druck arbeitete, den die Lehrer der Nazizeit und der nachfolgenden Jahre so gern nutzten, um Kinder gefügig zu machen.

Ich selbst wurde Anfang der 70er Jahre sehr autoritär behandelt. „Du worst komend Johr Jugendwart!“ befahl Dieter Schmidt als damaliger Vorsitzender während einer Pause beim Arbeitsdienst 1972, und ich hatte keine Widerreden zu halten. Der Verein befand sich in einem Stadium, in dem es nur aufwärts ging. Zufriedenheit mit dem Erreichten wollte nie richtig aufkommen. „Draußen in der Welt“ herrschte Frieden, ein Weltkrieg war durch ein atomares „Gleichgewicht des Schreckens“ in Ost und West nicht in Sicht (regionale Kriege gab es allerdings genug in der Welt).

Die Mitglieder des Luv up leisteten enormen Arbeitsdienst, schon damals taten sich Vereinsmitglieder wie E’ Bachmann, Georg Huneke, Elso Janshen, Fritz Janssen, Peter Janssen hervor, wenn Hafen-, Tiefbau-, Schweißarbeiten zu leisten waren. Die Anlagen waren in Schuss, aber die Ansprüche an eine gute Hafenanlage, die auch einer Sturmflut standhielt, wurden höher.

Eine wichtige Position wurde 1975 neu besetzt. Dieter Schmidt musste den 1. Vorsitz aufgeben, weil er sich beruflich übernommen hatte (körperlich und wirtschaftlich) und fortan im Ausland weilte.

Es begann eine lange Zeit der Vereinsführung durch Friedrich (Fritz) Meyer, dem ältesten Sohn von Heinrich Meyer, der den Verein 1955 wieder Leben einhauchte. Fritz war ein sehr wichtiger Mann für den Verein. Er kannte als Auktionator und Notar jeden Landwirt im Rheiderland und auch dessen Grundbesitz. Es geht die Mär, dass er das Rheiderland wohl schon zweimal verkauft habe. Unter seiner Führung erwarb der Verein 1975 das südliche Gelände an der Jemgumer Hafenmuhde. Ihm zur Seite standen Gerd Reins jun. als 2. Vorsitzender und Edzard Busemann als akkurater Kassenwart, Schriftwart war Cassen Cornelius.

Dieses Gelände wurde 1977 im Zuge von notwendigen Deichbauarbeiten für den südlichen Ausbau des Hafens genutzt. Im Arbeitsdienst waren solche Erdbewegungen nicht zu leisten. Die Tiefbaufirma Peter Janssen rückte mit ihren Baggern heran und schuf eine Bucht, die ca. 25 größere Boote aufnehmen konnte. „Millionensteg“ nannten die auf der Nordseite liegenden Bootseigner scherzhaft die neue Südanlage. Aber die neue Slipanlage konnten natürlich alle benutzen, dem Kran am Gewerbekai traute man die Lasten nicht mehr zu, obwohl die Boote leichter, aber durchaus nicht kleiner wurden durch das GfK-Material, das sich im Bootsbau durchgesetzt hatte. Arbeitsdienst war angesagt für die Schwimmstege, die in den ersten Jahren dazu dienen sollten, zu allen Tidenzeiten zu den Booten zu gelangen. Der Arbeitsdienst war anstrengend, aber gemeinschaftsbildend. Lucas Cramer, Vereinsmitglied und Eigner der stillgelegten Ziegelei in Midlum, stellte einige Stahlrohre zur Verfügung, die als Schwimmkörper gut zu gebrauchen waren. Sie lagen oben auf einem Boden über dem Ringofen. Ich Laie glaubte, dass nur ein Riesenkran diese Rohre bewegen konnte. Nicht so Fachmann und Gerätewart Fritz Janssen: „Dat is vööl tau düür!“ Er ordnete die Clubmitglieder zu Pärchen links und rechts neben dem Rohr, versah sie mit Latten, die unter das Rohr geschoben wurden und befahl: „Packt an!- Puckel liek! – Hoch!“ Wir staksten tatsächlich ächzend weiter, bis alle Rohre an Ort und Stelle lagen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Schweiß- und Schlosserarbeiten die Stege an die gerammten Pfähle montiert werden konnten. Jedes Jahr wiederholte sich die Prozedur des Einschwimmens und Befestigens der Stege, bis der Verein wieder Geld angespart hatte und der Vorstand grünes Licht gab für ein anderes Stegsystem.

Als Jugendwart musste ich 1972 nicht von vorn anfangen. Immer schon hatten die Verantwortlichen Wert darauf gelegt, dass dem seglerischen Nachwuchs etwas geboten wurde, meistens ein oder zwei Piraten wie „Muuske“ und „Jipp-Japp“!

Zudem hatte ich das Glück, die jungen Segler in eine neue Bootsklasse zu setzen. Einige Boote hatten handwerklich geschickte Väter schon gezimmert (E’, Gerd „Hugo“ Martens). Die Optimisten-Klasse war hervorragend für die seglerische Ausbildung der Kinder geeignet. Während früher der Mangel an Booten die Größe der Gruppe begrenzte, konnten sich jetzt Kinderscharen auf dem Hafen und später auf der Ems tummeln. Ich habe schon in der Broschüre für die 75-Jahr Feier des Luv up die Vorteile des Bootes gewürdigt. Die gelten auch heute noch, aber auch die Nachteile: die Kinder sind z. B. allein im Boot. Das ist in einem kleinen Hafen kein Problem, aber auf offenen Revieren (wie die Ems bei Jemgum oder Ditzum) mit mehr Wind kann es für Kinder, die noch nicht so geübt sind, sehr unangenehm werden.

Zur ersten Gruppe, mit denen ich zu tun hatte, gehörten Wilfried Heikens, Franz Janshen, Peter Janssen, Harald Martens, Stephan Mais, Heiner Meyer, Folkert Schmidt. Sie konnten schon segeln, genossen bei mir nur die Gemeinschaft. Ausnahmslos sind sie hervorragende Segler geworden, segeln gekonnt auf eigenen Booten, vertreten die Farben des Luv up, kämpfen auf Klassenbooten international auf Regatten in ganz Europa. Leider ist Franz auf dem Gipfel seines Lebens verstorben. Einmal durfte ich erleben, wie er auf einem Admirals-Cupper („Espada“) wirkte. Bei Windstärke NW 9 brachte er das Boot aus der Elbe raus mit Groß und Maschine, und dann ging die Post ab mit durchschnittlichen 12 Knoten, als wir anliegen konnten. Die ganze Nacht konnte uns ein größeres Kümo zwischen Elbe 1 und Texel nicht überholen. Als der Wind nachließ auf 6 Bft, zogen wir unter Franz´ Kommando den Spinnaker, nach vier Tagen Erste-Sahne-Segeln machten wir in Cowes (Südengland) fest.

Erfolgreich war die nächste Truppe, jetzt auch mit Mädchen. Jutta, Griet Meyer, Elisabeth Glowatzki waren dabei und spielten sofort eine überragende Rolle, stiegen sehr schnell vom Opti auf eine Jolle um und begannen früh mit emanzipatorischen Reden. Das jüngere Gemüse wie Heidrun Meyer, Anke und Heike Bachmann, Antje Birkner waren für die Älteren „die Ratten“. Anke Bachmann und Jan Birkner trainierten in jedem Urlaubshafen mit ihren Optis und hatten entsprechende Erfolge auf Wettfahrten. Anke besonders, wenn sie das GfK-Vereinsboot zur Verfügung hatte. Ich möchte hier nicht wiederholen, was ich schon in meinem Bericht vor 25 Jahren gesagt habe, aber ein späteres Ereignis möchte ich hier doch einfügen. In Leer wurde 2010 auf dem Hafen zum zweiten Mal das BMW-Race organisiert. Ein Boot bestand aus einer Damen-Crew. Jutta und Anke gehörten dazu!

Insgesamt hatte ich mit segelbegeisterten Kindern zehn schöne Jahre, die ich in meinem Leben nicht missen möchte.

Nach mir kümmerten sich Stephan Mais und Frank Simmering, beide exzellente Segler, um die Jugend, und dann war es Adolf Middelborg, der von vornherein etwas anders machte als ich z. B.: er zog die Eltern mehr heran, die ihm beim Transport der Boote und Kinder halfen – sowohl beim Training als auch zu auswärtigen Regatten. Wie zu meiner Zeit mit Jan Birkner, Anke Bachmann, Ralf Heikens gab es auch bei Adolf „Siegsegler“ in der Optimistenklasse, z. B. Jannes Wurps. Einige Optimisten scherten sich nicht um den Platz, den sie erreichen konnten, sondern saßen behaglich „ auf dem Sofa“ und betrachteten vom Wasser aus locker das Kämpfen der Gegner. Jeder hat seinen Spaß haben auf dem Wasser.

Zu der Zeit sammelten Jutta und Frank Simmering ihre Lorbeeren im wunderschönen Holz-Kielzugvogel. Es war in den Jollenklassen zuweilen eine aufregende Zeit mit überraschenden Wettfahrtergebnissen, da eine neues Vergleichssystem für Wettfahrten aufkam: Yardstick. Es braucht hier nicht erläutert zu werden, denn alle – auch Gelegenheitswettsegler – haben erfahren, dass es eine relativ faire Möglichkeit ist, verschiedenartige Bootsgruppen gegeneinander segeln zu lassen, wenn die Werte nicht allzu weit auseinander liegen. Punkt. Aber es dauerte seine Zeit, bis sich alle mit dem Yardstick angefreundet hatten. Einige problematische Fälle bestehen noch heute.

1981 bestand der Vorstand des WSV Luv up aus folgenden Personen:

1. Vorsitzer: Friedrich Meyer

2. Vorsitzer: Adolf Middelborg

Kassenwart: Dieter Meyer

Schriftwart: Cassen Cornelius

Segelwart: Manfred Middelborg

Jugendwart: Lorenz Birkner

1. Gerätewart: Peter Janssen

2. Gerätewart: Georg Huneke

3. Gerätewart: Fritz Janssen

Hallenwart: Gert Tjabe Reins

Festausschuss: Renate Janssen, Janneke Mai, Inge Bokelmann, Gerd Tjabe Reins und Cassen Cornelius

Kassenprüfer: Alfred Baartz, Karl Huneke

Kranwart: Gerd Martens

Vertreter: Günter Lüdeling

1982 sammelte ich meine Regatta-„Bibel Crew“ um mich und fragte sie, ob sie bei einem Nordseetörn mitmachen würden. Sie sagten begeistert zu, und ich meldete für das Colin-Archer-Race Lauwersoog-Larvik. Der Name Bibel-Crew war ironisch gemeint, denn so bezeichnete sich die Besatzung des schnellen 30er Jollenkreuzers „Kondor“ mit Skipper Gerd Reins und seiner Mannschaft mit Amos Tobias Goemann und Lucas Cramer.

Auf unserer „schwarzen Galeere“ war ich 1982 mit 45 Jahren der Älteste, Jan Cornelius mit 21 Jahren der Youngster. Weitere Besatzungsmitglieder waren Fritz Janssen, Kian Scholz, Dieter Meyer und Gert-Tjabe Reins. Die sportliche Ausbeute war nicht bewegend: wir wurden als letztes Boot überhaupt gezeitet, die restlichen 28 hatten wegen anhaltender Flaute auf dem Skagerak aufgegeben. Vorher hatten wir ordentlichen Starkwind gegenan, sodass unsere Plicht immer halb voll Wasser stand. Da ich einen Lukdeckel nicht knallhart angeschraubt hatte, drang Wasser ins Boot und der an der Leeseite in der Koje liegende Gerti Reins alarmierte alle Mann. Der Lukdeckel wurde von Fritz ordentlich dicht gemacht, und als wir am Morgen die Jammerbucht an der dänischen Küste passiert hatten, legte sich der Wind, und wir hatten Gelegenheit, unsere Klamotten und Matratzen zu trocknen.

In unserer Klasse wurden wir drittes Boot (von drei). Wir machten aber wichtige Erfahrungen, wie eine Mannschaft auf See zusammenhalten, erfolgreich Gefahren abwehren, aber auch viel Spaß haben kann auf einem Törn über See. An der gleichen Regatta hatte auch Hinni Bültjer mit seiner „Diana“ vom SV Boreas Ditzum teilgenommen. Die Ziellinie querten sie einen Tag früher als wir (siehe auch „Logbuch“).

Im Heimathafen Jemgum zurück wurden wir empfangen an einem Gebäude direkt am Hafen. Das Gebäude hatte die Größe einer Toilette und barg den hochgelegten Sicherungskasten für die elektrische Anlage des Südanlegers. Aus dem kleinen Gebäude wurde in verschiedenen Bauabschnitten – um eine Gebäudeentwicklung vorwegzunehmen – ein großer Holzpalast mit Unterstellmöglichkeiten für Optisegel, Kühlschrank, Raum für Regatta-Organisation. Vor allem dient er als Theorieraum (im Sommer) für die Jugendabteilung. Vor dem Gebäude bietet eine großzügige Terrasse Ruheplätze für Jung und Alt,

aber auch spontane und geplante Grillfeste und Bootstaufen sind möglich. Der Clou des Gebäudes – um etwaige Lauscher der Deichacht zu beruhigen, denn die „Ponderosa“ steht außendeichs – ist die Fundamentierung. Das Gebäude ist mobil, es steht auf „Leo III“ – in ironischer Anspielung auf den Panzertyp LEO II – einem als Slipwagen geplanten Gefährt, auf dem schwere Boote über den Vereinsslip aus dem Wasser geholt werden können. Konstrukteur dieses soliden Gefährts ist Gerd Simmering, der gehorsam den Auftrag erfüllte, dass alle Boote, sehr kleine und auch die ganz großen, mit diesem Slip zurecht kamen. Wer die schweren Panzerräder sieht, ist fest überzeugt, dass man damit auch Kümos an Land holen kann. Nun haben wir eine sehr sichere „Ponderosa“ auf Rollen. Allerdings: Sturmfluten können nicht mehr gar so hoch auflaufen, seitdem ein Sperrwerk bei Gandersum die Sturmfluten kehrt.

Ich lehne mich hoffentlich nicht zu weit aus dem Fenster. Die Ditzumer und Emder sehen die Dinge anders, und unsere Wirtsleute im Clubhaus machen sich jedes Mal Sorgen bei Sturmflut, weil die Verantwortlichen für das Sperrwerk, wenn sie sich sicher sind, dass das Wasser nicht mehr viel höher steigen kann zum Hochwasserzeitpunkt, auf das Schließen der Tore verzichten. Aber das Wasser dringt dann noch gerade ins Clubhaus ein und hinterlässt eine Schicht Schlick. Das Nichtschließen spart Kosten! Auf Kosten unserer Wirtsleute, die Mobilar bergen und stundenlang schrubben müssen.

So klagte ich vor einigen Monaten. Inzwischen ist – rechtzeitig vor dem Jubiläum – Großartiges passiert.

Das Clubhaus ist jetzt auf Initiative des Vorstands, der Wirtsleute Hildegard und Willi Kruse, der Gemeinde Jemgum sowie der zupackenden Unterstützung des Oberdeichrichters Meint Hensmann, der seinerseits seine guten Kontakte zu den verantwortlichen Behörden nutzte, gesichert durch Eindeichung – gerade so hoch, dass die Deichkrone des Minideichs nicht überspült wird, wenn das Sperrwerk geschlossen wird bei Sturmflut. Der schöne Ausblick auf die Ems wird auch von der unteren Etage nicht verwehrt. Das Clubhaus kann nicht mehr von schmutzigen Fluten heimgesucht werden. Einige wenige Kritiker hatten sich eine elegantere Maßnahme (Steinmauer und Glaswände) vorgestellt, aber sie haben sich wohl keine Gedanken über die Kosten gemacht. Die gepflegte Deichanlage rings um das Clubhaus dürfte auch sie überzeugen. Die Stammgäste und Radwanderer oder andere touristische Gruppen lassen sich weiterhin gern in der Luv-up-Gaststätte bewirten, zumal die Gemeinde Jemgum das unansehnliche Gelände, das zwischen Clubhaus und Hafenvorplatz liegt, sehr einfallsreich gestaltet hat.

Große Verdienste haben sich der SPD-Ortsverein und die Vereine der Gemeinde (Feuerwehr z.B.) erworben, aus denen auch die Freiwilligen kamen, die viele Arbeiten auf dem Freizeitplatz durchführten. Attraktive Spielgeräte für Kinder, ein Beachvolleyballplatz sowie eine sehr solide Schutzhütte für Grillveranstaltungen etc. dürften viele Besucher anlocken.

Der Werdegang der „Ponderosa“ ging einher mit wichtigen Haltepunkten der Vereinsgeschichte des Luv up.

Das sportliche Leben im Verein hatte seinen festen Rhythmus. Nach wie vor war die Müggenmarkt-Regatta im Programm, zumindest dem Namen nach, denn sie konnte nicht immer zum Zeitpunkt des

Müggenmarktes (1. Wochenende im August) stattfinden. Die Gandersum – Borkum – Regatta wurde 1989 zum 20. Mal ausgetragen, wechselnd organisiert vom SV Weener und dem Luv up. Zum Regattaangebot hinzu kam die „Swiensdriverei“ als Sommerregatta vor den großen Ferien. Erfinder des Namens war Cassen Cornelius. Später –Ende der 90er Jahre – wurde noch die Rökeltour aus der Taufe gehoben. Schöpfer des Namens war eine Gruppe von Seglern um Peter Janssen aus verschiedenen Segelvereinen, die zum Kehraus der Saison eine zünftige Regatta mit Oktoberwetter wünschten. Als Preise sollte es Räucheraal geben. Es wurde eine der erfolgreichsten Regatten, aber so richtig scharfes Oktoberwetter hat es, meine ich, nur einmal gegeben, häufig schwitzten die Regattaleute im T-Shirt bei ihren herbstlichen Wettfahrtmanövern. Alle sportlichen Angebote des Luv up fanden guten Zuspruch, allein die Gandersum-Borkum-Regatta schwächelte und wurde schließlich 2oo1 gestrichen . Die Regatten, die ein ganzes Wochenende beanspruchten, ließen sich nicht mehr gut verkaufen.

Auch andere Regatta-Veranstalter mussten diese Erfahrung machen.

Selbst der beliebten Swiensdriverei drohte das Ende: in den letzten Jahren wurde sie zweimal von einer Flaute heimgesucht, das ist natürlich keine Reklame für die nächste Regatta.

Regattaleitungen für die Luv up Regatten fanden sich immer zusammen. Karl Hollander war eine treue Kraft, und kein Opti , keine Großyacht entwischte ihm bei seinen Zeitnahmen, sondern wurden exakt gestoppt und notiert beim Zieldurchgang. Alles ohne Computer! Drei Jahrzehnte habe ich Regattaleitungen auf mich genommen, die Jaan-Crew stellte sich zur Verfügung in den 90er Jahren, Heiner Meyer übernahm sie mehrere Jahre mit anderen Helfern, und schließlich ist Jutta an der Reihe. Sie erfindet eine neue reizvolle Regatta für die Optis und lässt sie eine Langstrecke von Bingum bis Jemgum segeln.

Start- und Zielboote für die Regatten standen immer zur Verfügung. Besonders eigneten sich „Muthje“ von Dieter Meyer oder „Vördewind“ von Peter Janssen, zuletzt sah man Jannekes Finnclipper mit dem Team der Regattaleitung am Rande der Startstrecke.

Auch ohne die vielen Begleit- und Sicherungsboote ist eine Wassersportveranstaltung nicht durchzuführen, auch wenn die modernen PS-starken Schlauchbootflitzer eine sehr geeignete Eingreifflotte bilden.

Gescheiterte Anreize und Bemühungen der Vereine, die jungen Segelsportler zu fordern, sind natürlich traurig, aber es ist auch immer zu bedenken, dass Sport auf dem freien Wasser mit Gefahren verbunden ist.

Als organisierender Verein versucht man jedes Risiko zu vermeiden. Das trifft auch für den einzelnen Segler oder einen Skipper mit seiner Mannschaft zu. Alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen werden berücksichtigt, und dennoch sind manche Havarien unvermeidbar.

1996 verunglückte Focko Büürma, ehemaliges Mitglied unseres Vereins, beim Bergen eines Fenders. Er fiel über Bord und ertrank. Das hatte nichts zu tun mit seemannschaftlichem Versagen, sondern es geschah schicksalhaft, so wie man einen Unfall in der Küche oder im Garten beim Apfelpflücken erleiden kann.

Ein verhängnisvolles Datum hätte der 14. Juni 1991 für den Verein werden können. Eine erfolgreiche Mannschaft, die Jaan-Crew, warf um 17.00 Uhr in Borkum die Leinen los. Ziel war die Regatta-Woche in Kiel, für die der Skipper Adolf Middelborg sein solides Waarship „Jaan“ gemeldet hatte. Zur Crew gehörten die erfahrenen Segler Peter Janssen, Rainer Kaput, Heiner Meyer und Frank Simmering. Der steife Westwind, der gegen den Ebbstrom in der Emsmündung drückte, ließ eine mächtige Welle entstehen, aber die Männer ließen sich nicht einschüchtern. Ihre Vorfreude auf die Wettfahrten in Kiel war groß, sodass sie einen ungemütlichen Nachttörn nach Brunsbüttel auf sich nahmen. Die Wachen waren eingeteilt, Frank wollte sich gerade seine Koje zurechtmachen, als ein gewaltiger, unangenehm harter Schlag das Schiff erschütterte. Frank stand binnen Sekunden mit den Knien im Wasser, Peter schwang sich blitzschnell ans Funkgerät und setzte ein hastiges, aber ordnungsgemäßes „May Day“ ab. Das Boot sank verblüffend schnell, alle Mann fanden sich schwimmend im Meer, natürlich mit Schwimmwesten. Einige treibende Matratzen halfen dabei, die Schiffbrüchigen zusammenzuhalten. Alle Mann? Wo war Heiner? Bange Sekunden verstrichen, da tauchte er prustend auf. Seine Schwimmweste, die sich im Hanepot des Achterstags verhakt hatte, zog ihn nach unten, aber Heiner gelang es, sich mit Gewalt loszureißen, als die Weste platzte. Sie achteten jetzt darauf, dass sie zusammenblieben in dem recht beeindruckenden Seegang. „Mit einer Familien-Crew wäre diese seemannschaftliche Disziplin wahrscheinlich nicht möglich gewesen.!“ sagte Skipper Adolf später.

Die Rettung nahte zum Glück bald. Scheveningen Radio und der holländische Lotse, der gerade ein Schiff in der Emsmündung abgefertigt hatte, hörten ihren Notruf. Das Lotsenschiff war relativ schnell heran und nahm die schiffbrüchigen Segler unversehrt auf.

Seitdem feiert Adolf jedes Jahr seinen Geburtstag. In diesem Jahr wird er 21! Ich frage mich, was aus der Hundertjahrfeier des Luv up geworden wäre. Dieses Segelsportunglück hätte auch weniger glimpflich ablaufen können. Gott sei Dank sind das müßige Fragen.

Die Jaan-Crew brachte sich noch jahrelang erfolgreich für den Verein ein. Adolf als Jugendwart, und die ganze Mannschaft sorgte für die Organisation von Regatten in den 90er Jahren.

1987 wurde das Clubhaus aufgestockt. Was sich hier so selbstverständlich anhört, war eine spektakuläre Aktion des Architekten Kristian Scholz (Kian). Ein Kran nahm den ganzen Dachstuhl, nachdem die Dachpfannen entfernt waren, auf den Haken und setzte ihn neben dem ehemaligen Gemeindeschwimmbecken auf den Boden. Ein Mauerwerk wurde hochgezogen, eine tragfähige Decke eingebaut, und unten wurde der Boden sturmflutgerecht gefliest. Das Dachgerüst wurde wieder im Paket aufgesetzt, und fertig war die Laube, d. h. bis zur 75-Jahr-Feier musste alles fertig sein.

Die Toilettenanlage blieb aber noch lange Zeit ein Problem und ein Sorgenkind der Wirtsleute.

1987 bestand der Verein aus folgenden Herren, eine Frau war nicht dabei:

1. Vorsitzender: Friedrich Meyer

2. Vorsitzender: Peter Janssen

Schriftführer: Adolf Middelborg

Kassenwart: Dieter Meyer

Stegwarte: Fritz Janssen, Gerd Simmering

Jugendwart: Stephan Mais

Segelwart: Lorenz Birkner

(So entnommen aus der Festschrift zur 75-Jahr-Feier)

1999 wurde die gemeindeeigene Nordseite des Hafens erneuert. Die Spundwand wurde erhöht, sodass die Kaianlage seltener überspült wurde.

2003 renovierte der Verein die südliche Seite des Hafens. Ein attraktiver Brückensteg ermöglichte problemloses Anbordgehen. Verzinkte Leitern, die gleichmäßig an allen Fingerstegen angebracht sind, machten umständliche Klettereien bei Niedrigwasser unnötig

Strom und Wasser sind für alle Bootseigner erreichbar. Der WSV Luv up Jemgum präsentiert sich mit einem modernen Hafen, in dem die Boote gut untergebracht sind. An dieser Entwicklung sind mehrere Vorstände beteiligt.

Bis 1997 führte Fritz Meyer den Verein. Er ist heute Ehrenvorsitzer, weil er sich äußerst verdient gemacht hat. Er war der Ansprechpartner für jedes Vereinsmitglied. Er wusste über jede Kleinigkeit Bescheid, z. B. über den Verlauf von Wasser- und Stromleitungen auf dem Luv up Gelände. Überflüssiger Wasserverbrauch konnte sein ansonsten duldsames Gemüt hoch erregen. Die Entstehungsgeschichte einer Baumaßnahme und auch das Eintrittsdatum seiner weiblichen und männlichen Vereinsmitglieder hatte er im Kopf gespeichert. Sein Vater hatte z. B. einige Jugendliche, darunter meine damalige Freundin , Ende der 50erJahre in den Verein aufgenommen – mitten in der Nacht in der feinen Kneipe „Jemgumer Hof“. Sein Sohn, Kassenwart Fritz, schloss die damals mittellose Studentin Maggi wieder aus, weil sie monatelang keinen Beitrag entrichtet hatte. Ordnung musste sein bei Fritz. Maggis Schmach war aber wieder vergessen, als wir seine schöne „schwarze Galeere“ gekauft haben. Fritz hat fast jede Funktion im Verein mit Bravour ausgefüllt und den Verein vorwärts gebracht. Er ist noch heute ein aktiver Ehrenvorsitzender.

Er konnte einen funktionierenden Hafen, einen blühenden Verein in jüngere Hände übergeben.

1997 übernahm Peter Janssen jun. das Ruder. Neu im Vereinsschiff war auch sein Freund Manfred Wurps, der als Kassenwart in den Vorstand gewählt wurde, als Dieter Meyer, (Bruder von Fritz) aus gesundheitlichen Gründen das Amt aufgeben musste. Das Gespann funktionierte ausgezeichnet, viele Aufgaben wurden erfolgreich angepackt.

Die Stege wurden immer wieder verbessert, die Ansprüche an eine moderne Wassersportanlage stiegen. Es konnte immer nur aufwärts gehen. „Stillstand ist Rückgang!“ war nach wie vor das Motto einiger Vereinsmitglieder. Als z. B. während der Ferienzeit 1995 das Clubhaus mitten in einer matschigen Umgebung stand, kein Lieferwagen zum Clubhaus gelangen konnte, der Vorstand sich aber im Urlaub befand, packte er an. Er ließ einige Arbeiter seiner Firma anrücken, die dem Platz um das Clubhaus ein angemessenes Profil gaben und anschließend mit grauen Steinen bepflasterten.

Alles bestens, nur der Vorstand wollte in solchen Fällen gefragt werden.

Eine außerordentliche Versammlung segnete die Aktion nach maßvoller Diskussion ab, denn mit dem Ergebnis der Arbeit waren alle zufrieden. Peter war ein „Macher“ auch in sportlicher Hinsicht. Sein schönes Boot, auch eine Waarship-Schale wie die von Adolf, baute er in vier Jahren selbst aus. Er stattete es mit besten Materialien und einem modernen Rigg aus, versammelte einige hervorragende Segler um sich – Frank Simmering, Stephan Mais, seine Söhne Stefan und Frank , und jetzt stehen viele Trophäen in seinem Schrank. Nicht nur regionale Regatten hat er besucht, sondern er stellte auch eine Mannschaft für Wettfahrten in der Karibik zusammen und war erfolgreich. Sogar die Seglerzeitschrift berichtete staunend über die ostfriesische Crew und bildete das markige Gesicht des ostfriesischen Skippers ganzseitig ab.

Zu seiner Vorstandsmannschaft gehörten mittlerweile auch Jutta Simmering als Jugendwartin und ihr Bruder Frank als Schriftwart. Er übernahm das Amt von seinem Vater Gerd, der nicht nur als Schriftwart sich große Verdienste um das Wohlergehen des Vereins erworben hatte.

Jutta brachte wieder neuen Schwung in die Jugendarbeit. Zwei Jahre hatte sich Gerd Smeding-Terveer, seit je Mitglied im SV Weener und Luv up Jemgum, um die Ausbildung der Jugendlichen gekümmert. (Die Kinder wurden nach Weener transportiert.) Ein kurzes Intermezzo gab auch „B-nold“. So wurde er jedenfalls von den Kindern genannt, in Wirklichkeit hieß er Arnold (Zehler), der sich mit Elan in seine Aufgabe stürzte, aber er hatte andere Pläne und bereitete seinen Auslandsaufenthalt mit seiner Yacht „Hippotopamus“ im warmen Süden vor.

Jetzt kam Jutta. Es war erstaunlich, wie sie das Training der Kinder belebte. Sie bat zuerst ihre Mutter um Mitarbeit, und die hat sie noch keine Sekunde im Stich gelassen.

Sie war immer eine Stütze der Tochter: nicht nur bei den Trainingsnachmittagen, bei den Freizeiten in Papenburg, Greetsiel, Schildmeer (bei Appingedam), Borkum, bei Weihnachtsfeiern oder sommerlichen Grillfeten, sondern auch in problematischen Lebenssituationen war Mutter Heidi immer zur Stelle. „Oma“ Heidi, die Anführungsstriche kann ich auch weglassen, denn sie ist in der Tat vielfache Oma, bekocht die Kinder sehr erfolgreich auf Freizeiten. Das ist kein leichter Job bei den verwöhnten Gaumen moderner Kinder. An Trainingstagen waren Mutter und Tochter nie allein. Es wuselte von Müttern (zuweilen auch Vätern) und Kindern am Slip, jeder packte an, und schwupp waren blitzsaubere Boote wieder vom Wasser an Land oder transportbereit auf einem Trailer. Ich sah Mütter, die schon in meiner Gruppe erfolgreich segelten und jetzt Jutta treu zur Seite standen: Anke und Heike Bachmann, Inka Peil geb. Meyer. Über das Alter von Damen spricht man nicht, aber ich Grufti war damals vier Jahrzehnte jünger, als diese Damen in meiner Gruppe erfolgreich segelten. Auch andere Damen waren oder sind stets als Helfer dabei: Britta Worpenberg, Anette Rösing, Anja Brieske, Christiane Simmering, Ina Poppinga, Brigitte Middelborg, Susanne Jankuhn. Wenige Herren waren auch dort: z. B. Georg Barton; Rainer Lübben kümmerte sich um das Jollentraining, Nico Middelborg, Janto, Klaas, Tini, Michel – alles Enkel von Janneke Mais – Maike Simon ist die Mutter, taten sich als vorzügliche Segler auch auf Dickschiffen hervor . Drei von ihnen haben Berufe gewählt, die mit der Seefahrt zu tun haben. Janto ist angehender Kapitän, Klaas und Tini (schon in einem Fernsehfilm zu sehen) sind Segelmacher, Michel frischer Abiturient. Da sage einer, ein Verein habe keinen Einfluss auf das Leben seiner Mitglieder.

Der „Mittleren Wucht“ hatte sich Anfang des neuen Jahrtausends durchgesetzt. So hatte ich diese „mittelalterliche“ (junge) Truppe in einem Gedicht genannt, das auf einem Luv up Fest nach der Melodie „Heut geht es ab Bord“ gesungen wurde.

Ich bewies seherische Qualitäten, denn die Gruppe legte sich voll ins Zeug bei der Gestaltung des Vereinlebens. Nicht nur der sportliche Zweig wurde gepflegt, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander. Das äußerte sich in vielen Feiern in verschiedenen Häfen, vor allem aber in „Ponderosa“- Nähe, und auch auf Winterfesten: auf denen hatten sich die Teilnehmer in eine karibische Nacht zu versetzen oder an den „Nordpol“ ( das Bootshaus wurde nicht beheizt), sie tanzten im „Wilden Westen“ oder an Bord eines Piratenschiffes.

Zum Glück hatte Jutta und damit der Verein volle Unterstützung durch ihren zweiten Mann Rainer Lübben, der alle Maßnahmen zur Verbesserung der Jugendarbeit kundig begleitete. Der Festausschuss leistete mit vielen Helfern perfekte, fröhliche Arbeit.

Das Glück war dadurch vollkommen, dass ein junger dynamischer Hallenwart die Szene betrat. Peter Rösing, der seinen Vater Berts P. als Hallenwart ablöste, verbreitete als Stegwart eine zwanglose und dennoch sorgfältige Arbeitsweise im Verein. Zugute kam ihm seine berufliche Tätigkeit als Landwirt. Geräte waren ihm vertraut. Er kannte alle Funktionen einer Maschine und konnte sie wieder zum Laufen bringen, wenn sie streikte. Mit dem Trecker schob er jeden Bootswagen auf dem Millimeter in die gewünschte Ecke. Doch nicht allein Maschinen sollten arbeiten, auch die aktiven Segler lockte er humorvoll, aber bestimmt zum Arbeitsdienst. Der hat schließlich gemeinschaftsbildende Ziele.

Peter motivierte die Vereinsmitglieder zur Mitarbeit und marschierte vorweg, wenn es etwas zu bewältigen gab.

Schon beim Bau des neuen Brückenstegs 2003 war er einer der aktiven Anschieber, und der Schwimmsteg für die Jugend ist weitgehend der Initiative von Rainer und Peter zu verdanken.

Die materiellen Fortschritte im Vereinsleben waren sicherlich bei anderen Vereinen in dieser Zeit auch festzustellen. Wir leben in Deutschland 2005 sechs Jahrzehnte im Frieden, und den meisten Menschen ging es wirtschaftlich gut. Anderthalb Jahrzehnte vorher wurde uns Deutschen unversehens die Wiedervereinigung der deutschen Teilstaaten geschenkt, ohne dass diese Tatsache eine feststellbare Wirkung auf das Vereinsleben gehabt hätte. Aber man muss dankbar zur Kenntnis nehmen, dass es immer weiter ging, zumal es in anderen Erdregionen (Nahost, Afrika, Südostasien) offensichtlich unlösbare Probleme gab. Man kann nicht sagen, dass unsere Sportvereine solche Konflikte nicht wahrnahmen, aber sie beeinträchtigten nicht ihre Arbeit.

Die Vereine kamen zurecht, und die Anlagen präsentierten sich überall in einem immer besseren Zustand, weil – siehe oben – Stillstand Rückgang ist. Einmal kam die Rökeltour in den Genuss einer tidefreien Regatta wegen einer binnenstaugesteuerten Schiffsüberführung. Die strömungsfreien Verhältnisse bedeuteten einen weit geringeren Organisationsaufwand, und die Wettsegler hatten Spaß. Das machte Appetit auf mehr. Aber sollte das ein Ziel sein? Die Meinungen waren geteilt. Die einen befürworteten eine gestaute Ems mit immer gleichem Wasserstand, andere wollten die Emsmündung so erhalten, wie sie war und ist mit ihren vielen kleinen Zuflüssen, mit der natürlichen Entwässerung des Binnenlandes und mit den wasserlandschaftlichen Bildern, die eine Flussmündung mit Ebbe und Flut bieten konnte. Noch haben wir diese zuweilen idyllischen Bilder der Ems, aber wie lange noch? Wer sich für den Erhalt des jetzigen Zustands ausspricht, hat keinen leichten Stand bei einem großen Teil der Segler und Motorbootfahrer und sieht sich dem resignierenden Argument ausgeliefert, dass die Ems sowieso kaputt sei. Ich hoffe, dass der Chronist für die 125-Jahr-Feier von einem gesunden, ökologisch intakten Fluss sprechen kann. Wäre doch bedauerlich, wenn ahnungslose Touristen nicht mehr fragen können, wo denn das „janze Wasser jeblieben“ sei (bei Niedrigwasser) oder wie der See denn heiße, wenn sie bei Hochwasser bewundernd auf die Ems schauen.

2004 wechselt im Luv up der Vorstand. Der alte mit dem Vorsitzenden Peter Janssen und dem Kassenwart Manfred Wurps durfte sicher sein, dass er mit großem Dank für die geleistete Arbeit verabschiedet wurde. Der Verein blühte, sowohl die Anlagen als auch die sportliche Abteilung konnten sich sehen lassen, abzulesen an der Zahl der Wettsegler, die sich an Regatten beteiligte, und die Jugendabteilung fiel auf wegen der häufig größten Jugendgruppe, die ein Verein zu einer auswärtigen Regatta entsandte. In der Emspokalliste waren Luv up Segler jeden Alters vorn zu finden. Ich wurde in Gnaden entlassen nach dreißig Jahren Mitarbeit im Vorstand. Ein „stinknormaler Jugendwart“ – so Jutta in ihrer freundlichen Abschiedsrede – wäre ich gewesen, wenn meine Frau mich nicht so stark unterstützt hätte. Wo Jutta Recht hat, hat sie Recht. Ihr offizieller Dankeskuss war ein wundervoller Lohn und schmeckt mir noch heute!

1. Vorsitzender: Wilfried Heikens

2. Vorsitzender: Frank Simmering

Kassenwart: Dieter Meyer jun.

Schriftwart: Jürgen Peil

Segelwart: Rainer Lübben

Jugendwart: Jutta Simmering

Die Aufgabe für den neuen Vorstand war schwer:

Während der Verein in den Vorjahren neben den sportlichen Aufgaben stets mit Aufbau und Renovierung zu tun hatte, galt es jetzt, den guten Bestand zu erhalten. Folgendes Problem, das die Vorstände vorher zwar auch schon kannten, aber nicht so brisant, wartete auf eine Lösung: die Verschlickung des Hafens durch die Vertiefung des Emsfahrwassers. Die Baggerungen für tiefgehende Schiffe der Meyerwerft und die Folgen für die Qualität des Emswassers waren auf jeder Versammlung Tagesordnungspunkt.

Das aufgewühlte Schlickwasser verteilte sich gleichmäßig im Hafen – nicht nur in Jemgum – so dass das Räumboot immer häufiger erscheinen musste. Bis jetzt hat es den erhöhten Anforderungen genügt, weil die Aufgabe von der Landesregierung erfüllt werden musste. Herr Albrecht, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, hatte vor 40 Jahren in Jemgum versprochen, auch schriftlich, dass das Land für die Befahrbarkeit der Häfen verantwortlich sei. Mittlerweile war der Jemgumer Slip kaum noch zu nutzen. Ein weiteres Desaster erregte die Jemgumer Verantwortlichen. Das Clubhaus drohte auseinander zu brechen. Ein vertikaler Riss durch die Küche versetzte Pächter und Vorstand in Alarmstimmung. Es war völlig offensichtlich für alle Beteiligten, dass Baggerungen die Ursache für die Versackung des Clubhauses waren, denn vorher waren keine Schäden festzustellen.

Die Vertiefung des Flussfahrwassers war Aufgabe des Bundes, die Werft musste nur ihre Riesenschiffe bauen. Der Anspruch auf Entschädigung für ihre vielfältigen Schäden schien den Vorständen, vor allem den letzten um Wilfried Heikens, selbstverständlich. Die Geschichte des Widerstands gegen fortgesetzte Baggerungen würde Bände füllen, ich begnüge mich mit dem Resultat:

Alle schriftlichen Eingaben, alle Proteste gegen die Baggerungen für die Schiffe der Meyerwerft, alle Einsprüche des Luv up schon beim Planfeststellungsverfahren für das Sperrwerk zwischen Gandersum und Nendorp, alle respektvollen schriftlichen Bitten direkt an die Vorstandsetagen der Meyerwerft, für einen Ausgleich der Schäden zu sorgen, schließlich auch offizielle Klagen gegen den Bund wurden abgeschmettert. Die Frustration im Luv- up -Vorstand war erheblich. Wilfried schloss sich der Initiative „Rettet die Ems!“ an, die Klartext redete. Die Meyerwerft stand nach Meinung dieser Bürgerinitiative am falschen Ort. Dabei war völlig klar: Niemand in den Wassersportvereinen und auch nicht in der Bürgerinitiative hatte etwas gegen die Produkte der Werft, schon gar nicht gegen ihre Mitarbeiter. Die Einwohner von Papenburg und Umgebung, also auch des Rheiderlands und der Stadt Leer, wussten ihren sicheren Arbeitsplatz zu schätzen. Gegen ihre Argumente war kaum ein Geschütz in Stellung zu bringen. Ein Umzug der Meyerwerft ans tiefe Wasser oder zumindest nach Emden hielten Politiker aller Farben und Arbeitsplatzbesitzer für unmöglich. Wenn eine Verlegung der Meyerwerft unmöglich war, müssten aber die Menschen und Vereine, die Schäden durch die Baggerungen nachweisen können, entschädigt werden. Es passierte nichts. Die Behörden befürchteten eine Flut von Präzedenzfällen. Der Vorstand erhoffte sich einen Zuschuss für einen Neubau, zumindest für einen Umbau. Wilfried legte in immenser Fleißarbeit Pläne vor, die verschiedene Lösungen enthielten. Sie ließen sich jedoch alle nicht realisieren.

Trotz dieser unerfreulichen Erfahrungen ging das sportliche Leben des Vereins weiter. Die Luv up Flotte war prachtvoll gediehen, lagen majestätisch bei Niedrigwasser im Pudding und wurden lebendig, wenn sie bei Hochwasser bewegt werden konnten. Der Bootsbestand hatte einen recht einheitlichen Charakter: viele Segelboote waren gleichen Typs (Dehler 31), andere Klassenboote hatten einen ähnlichen Rennwert (Yardstick), so dass sich auf auswärtigen Regatten häufig Luv up Boote als Gegner wiederfanden.

Der größte Teil der in Jemgum liegenden Schiffe sind Segelboote. Ein Motorsegler, fünf Motorboote und ein Schlepper fügen sich ausgezeichnet in den Sportbetrieb ein. Auf Jemgumer Regatten herrschte nie Mangel an Begleitbooten, die Start- und Zielbooteigner verwöhnten die Regattaleitungen mit Butterkuchen und Tee, damit die Funktionäre ihre geistigen Kräfte beieinander hielten. „Vördewind“ (Peter Janssen), „Muthje“, (Dieter Meyer), „Tini“ (Janneke Mais) brachten die jeweiligen Regattaleitungen über die Ems an die Begrenzung der Start- und Ziellinie, wo sie zwei Stunden vor HW festmachten und eine Stunde nach HW mit den Ergebnissen der Wettfahrten wieder im Hafen erschienen.

Bei der „Rökeltour“ steht es nicht fest, ob die Regattateilnehmer wegen der sportlichen Herausforderung mitmachen oder wegen der plattdeutschen Siegerehrung. Sieger? Bei Gerd Simmering sind alle Teilnehmer gleich wichtig. Einen Cognac als Sprechkatalysator genehmigt sich Gerd vorweg, und dann beginnt er seine Ansprache mit der großartigen Wetterlage in Jemgum, gleichgültig, ob es geschneit, gestürmt, geregnet hat oder ob die Sonne scheint. Der Erringer des fünften Platzes erhält seine sportliche Analyse, warum er dieses Mal nicht weiter vorn gelandet ist, der Sieger wird natürlich gewürdigt, darf sich aber nicht sicher sein, ob er nicht auch sein Fett weg bekommt. Er kennt den Lebenslauf eines jeden Teilnehmers. Wenigstens sind alle Segler nach Gerds „Siegerehrung“ glücklich und palavern noch einige Stunden – auf Plattdeutsch nach der lustigen Lehrstunde bei Gerd – über den Verlauf der Regatta. Diesen Ablauf der Regatta kennen wir seit einigen Jahren, Gerd gehört unersetzbar dazu. Die Ostfriesische Landschaft sollte ihm endlich einen Orden spenden für Verdienste um unsere plattdeutsche Sprache.

Der Generationenwechsel im Vorstand geschah geräuschlos und wie selbstverständlich. Auch die Eigner der Segelboote wurden jünger und leistungsfähiger. Als Wilfried aus beruflichen Gründen seine Funktion als erster Vorsitzender aufgab, musste der Verein sich nicht lange fragen, wer den Posten übernehmen würde.

Im Jahre 2011 wird folgender Vorstand gewählt:

1. Vorsitzende: Jutta Simmering,

2. Vorsitzender: Frank Simmering

Kassenwart: Monika Schmidt

Schriftwart: Jürgen Peil

Segelwart: Rainer Lübben

Hallen- und Stegwart: Peter Rösing

Jugendwartin: Britta Worpenberg

Über die Wahl Juttas braucht man nichts mehr zu sagen. Es ergab sich im Laufe der Zeit, dass eine Frau sich nicht mehr über einen Wall von Vorurteilen kämpfen musste. Jutta hatte in ihrer Funktion als Jugendwart bewiesen, dass sie einen Verein führen kann. Von ihr gingen entscheidende Impulse aus. Die einzige Frage war, ob sie die nicht geringen Anforderungen an eine Vorsitzende aushalten würde, denn im Jahr vorher hatte sie eine Krankheit zu bewältigen.

Da Jutta sehr offen mit der Diagnose und der Therapie umging und über E-Mails alle ihre Freunde genau informierte, kann auch hier darüber gesprochen werden. Sie konnte nach einem Jahr gesund aus der Oldenburger Klinik entlassen werden und steht für eine neue Epoche des Vereins zur Verfügung.

Wir befinden uns in der Gegenwart des Jahres 2012.

Im Jahre 2012 weist der Luv up eine Rennabteilung auf, wie sie selten vorkommt in unserer Region. Abermals haben wir bei den Optis einen „Siegsegler“, der sich in wenigen Jahren hochgedient hat. Ausgerechnet der Sohn unseres Hallen- und Stegwarts macht von sich reden, indem er die Emspokalliste anführt. Überregional zeigt er den Konkurrenten auch das Heck: in der neuen rasanten Bootsklasse Bic-o- pen. Er wird Deutscher Meister in der Altersgruppe „open“ (ab 15 Jahre). Bisheriger Höhepunkt war die Weltmeisterschaft in Ascona (Schweiz) auf dem Lago Maggiore, wo er nach ausgezeichneten Leistungen den 8. Platz errang.

In der Emsrangliste schieben sich in den letzten Jahren häufig die Luv up Seglerinnen und Segler nach vorn. Bei den Mädchen glänzt die Tochter von Heike und Jens Bachmann mit Siegen in der Optiklasse B. Auch der Sohn von Anke und Carsten de Vries segelt vorne mit. Und die frischesten Ranglisten-Gewinner (2011) sind bei den Optis B Schwabe, bei den Optis A Inga Poppinga (2. Marlo Barton, 3. Ole Simmering), bei den Piraten Jan Erhards (2. Paul Jankuhn, 3. Klaas Janssen, 4. Ubbo Rösing), und in der Yardstickklasse werden Nils van Ohlen und Jasmin Markus auf dem 3. und 4. Platz geführt, übrigens knapp hinter den Seglern unseres Nachbarvereins SV Boreas Ditzum: Harmannus Bruhns und seinem Papa Ontje.

Als Pirat-Segler verdient sich Nico Middelborg neue Ehren. Nicht nur erhält er einen vereinsinternen Preis für den besten Pflegedienst, sondern sammelt auch erste Preise in dem Piraten, den schon Antje Birkner und Anke Bachmann erfolgreich gesegelt haben. In diesem Jahr steigt er schon um auf einen Vierteltonner.

Und die ganz Großen?

Auf die Flotte darf der Verein stolz sein. Segelwart Rainer Lübben fühlt sich ab Windstärke 6 in seinem Element. An der Pinne sitzt seine Frau Jutta, aber wer das Boot steuert, weiß ich nicht genau, auf jeden Fall ist die Mannschaft erfolgreich. Zur Hochzeit sind die beiden (auch die Gäste Gerd und Heidi Simmering auf eigenem Boot) nach Helgoland gesegelt bei Böen um 9 Bft, etwas zu zünftig, wie alle Beteiligten fanden. Weitere exzellente Crews sind Frank und Christiane Simmering mit Töchtern und Sohn Ole sowie Torsten Schwabe (Emspokalsieger 2011), Wilfried Heikens mit jungen Leuten vorn im Emspokal, Burkhard Schwabe (gehört sich wohl für einen Kapitän), Folkert und Monika Schmidt (Kassenwartin), Peter Rösing (bekannt, s.o.). Ein besonders starker Segler ist der älteste in dieser Gesellschaft: Uwe Giesel. Taktisch und technisch mit allen Wassern gewaschen, nimmt er an jeder regionalen Regatta teil, wenn es ihm möglich ist, aber er hat dem Luv up mit seiner Mannschaft auch schon an Nachtregatten auf dem Ijsselmeer Ehre gemacht und dabei mehrfach junge Menschen zu guten Seglern ausgebildet. Reine Regattafreaks sind Stephan Mais und seine Tochter Swantje (Tochter „Friederike ist nur beim Feiern dabei“, Vaterzitat). Ihr Boot – eine J 24-Yacht- wird zu den Regatta-Orten in ganz Europa getrailert.

Mittlerweile ist ihr Ziel nicht mehr, im ersten Drittel zu landen, sondern sie segeln mit um die Spitze!

Wer glaubt, dass die Luv up Flotte nur Regatten im Sinn hat, täuscht sich. Es werden Reisen durchgeführt quer über die Nord- und Ostsee.

Janneke Mais mit Sohn Stephan und Günter Janssen nach England, ich selber mit meiner Frau einige Male nach Stockholm sowie nach Danzig. Fast den gleichen Törn nach Danzig unternahm Heidrun Meyer mit „Muthje“ und ließ die Welt daran teilnehmen, indem sie ihr Log- oder Tagebuch über Internet verbreitete. Sehr lustig! 2010 führt auch Frank Simmering seine Familie nach England. Jan Cornelius war vor zehn Jahren „dann ´mal weg“, gleich zwei Jahre in Spanien und Portugal.

Auch unsere Motorbootfahrer sind nicht weniger reiselustig und erforschen das deutsche und holländische Wasserstraßennetz. Sie zeigen Luv up- Präsenz, wenn benachbarte Vereine zu festlichen Veranstalten einladen. Mit dem Schlepper „ Memmert“ sind Fritz und Renate Janssen unterwegs, über ihre Reise nach Berlin kann man auf der Internetseite des Luv up – also hier, Archiv anklicken – etwas erfahren.

Zum Schluss noch eine sehr wichtige Neuerung. Das Problemkind des Bootshauses – die Toilettenanlage – ist überraschend schön erneuert. Man hält sich gern dort auf, weil man Folgendes geboten bekommt. Blitzsauber ist es dort – das war es eigentlich immer – nur erhellen jetzt weiße Fliesen die Räume. Wer nach unten blickt im Eingangsflur, bekommt auf einem kunstvollen Mosaik die Nordrichtung geboten, so dass man auch in beschwingter Stimmung den Weg zurück in die Gasträume findet, die Luv up Flagge, auch gefliest, zeigt, wer in diesem Hause der Gastgeber ist. Und die Krönung bilden Gemälde, die die Künstlerin Ina Poppinga, Midlum, gestaltet hat. Bilder von Yachten in Aktion unterstreichen die sportliche Note des Hauses. Ina ist eine Künstlerin von hohem Niveau, deren Werke kunstsinniger Deutung bedürfen. Ich finde es sehr schön, dass sie so mutig ist und – unserem biederen Kunstverständnis entsprechend – klare Segelsportbilder auf die Kacheln zaubert. Und wer waren die fleißigen Fliesenleger? Profi Joseph (Jupp) und natürlich Stegwart Peter, der als Handlanger, aber auch als Mosaikschöpfer wirkte. Der Aufenthalt auf der Toilettenanlage ist auf eine halbe Stunde begrenzt, weil nachrückende Besucher auch staunen wollen.

Man darf allen Vereinsmitgliedern wünschen, dass sie in weiteren Friedensepochen ihrem Sport nachgehen können und nicht jäh aus einem schönen Traum gerissen werden. Ein Verein, das hat sich mehrfach gezeigt in den hundert Jahren, kann nicht losgelöst von gesellschaftlichen oder politischen Strömungen existieren. Keiner kann sagen, wie es in 25 Jahren in unserer kleinen Welt aussieht. Es können schwere Krisen finanzieller und wirtschaftlicher Art ausbrechen, es können die neuen Riesenmächte wie China und Indien einen allein herrschenden Anspruch entwickeln, oder die afrikanischen Völker können einen gerechteren Anteil an den Wirtschaftserfolgen der nördlichen Seite der Erde verlangen. Zündstoff gibt es genug auf unserer Erde, aber wir hoffen natürlich, dass immer politische, für alle erträgliche Lösungen gefunden werden.

Ich komme zurück zur Einleitung dieser Luv-up-Geschichte. Wir haben seit 2011 eine Frau, Jutta Simmering, an der Spitze unseres Vereins, ohne Bedenken, ohne polizeiliche Prügel. Es gibt seit 2005 eine Frau, die die Richtlinien der deutschen Politik bestimmt, Angela Merkel, 2011 wird eine Frau Chefin des Internationalen Währungsfonds, die Französin Christine Lagarde.

Die erstere wird es schaffen, bei den andern weiß man es nicht sicher.

Für die Jubiläumsfeier habe ich nur einen leicht erfüllbaren Wunsch: schönes Wetter.

Im übertragenen Sinne möge es auch unserem Verein und unserer Erde in den nächsten 100 Jahren beschieden sein!

Lorenz Birkner